Norwegen. Norwegen setzt auf Elektrifizierung – beim Autoverkehr, bei den zahlreichen Fähren und auch bei der Öl- und Gas-Produktion. Denn die Ausbeutung dieser fossilen Brennstoffe verursacht 27 Prozent von Norwegens Treibhausgas-Emissionen. Gegen den Plan zur Elektrifizierung von 16 Plattformen machen nun verschiedene Gruppen mobil: Der Strom sei anderswo sinnvoller eingesetzt. Darüber berichteten Teknisk Ukeblad und NRK.
Öl und Gas verursachen nicht erst bei ihrem Einsatz als Brennstoff CO2. Um die Energieträger aus dem Boden zu holen, wird zunächst einmal Energie benötigt. Diese wird meist von einem Gaskraftwerk direkt auf der Plattform erzeugt. Das neue Projekt Johan Sverdrup in der Nordsee gilt als besonders abgasarm, weil die Plattform sehr einfach an das Landnetz angeschlossen werden konnte. Zurzeit ist die Elektrifizierung von 16 Plattformen beschlossen. Dafür sind große Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Werden alle Projekte umgesetzt, würden jährlich 15 Terawattstunden Strom auf den Plattformen benötigt. Das entspricht ungefähr einem Zehntel des norwegischen Gesamtverbrauchs.
Mit sauberer Wasserkraft Klimabilanz von Öl verbessern
Die „Elektrifizierung des norwegischen Sockels“ ist bei verschiedenen Gruppen aus verschiedenen Gründen schon länger umstritten. Zum einen, weil die Strommenge ja irgendwo her kommen müsste. Zusätzliche Kapazitäten könnte der Ausbau von Windkraft auf See bieten, aber die ist auch umstritten. In jedem Fall würden die notwendigen Investitionen den Strom auch für die privaten Verbraucher verteuern. Auch unter Umweltorganisationen ist der Plan umstritten. Der Einsatz von sauberer Wasserkraft zur Verbesserung der Klimabilanz von Ölförderung sei Greenwashing. In der Klimapolitik gehe es eigentlich darum, den Verbrauch an fossiler Energie zu mindern. Der Strom könne anderswo sinnvoller eingesetzt werden.
Die Diskussion nahm wieder Fahrt auf, als vor kurzem die Strompreise im Norden Höchstwerte erreichten. Ob und wann es dazu eine Debatte im Storting gibt, steht zwar noch nicht fest. Da sich aber von fast allen Parteien inzwischen Vertreter dazu geäußert haben, ist es wahrscheinlich, dass das Thema im Parlament aufgegriffen wird – und vermutlich nicht zum letzten Mal.