Neue Tintenfischart in Nordatlantik und Barentssee entdeckt

Norwegen/Island/Russland. Wie wenig die Tiefsee eigentlich erforscht ist, zeigt sich immer wieder. So kannte bis vor kurzem niemand Muusoctopus aegir – eine relativ kleine Tintenfischart, von der Funde vor Island und in der nördlichen Barentssee gemeldet werden. Die Art ist nun erstmals wissenschaftlich beschrieben worden, in Zoological Letters.

Muusoctopus aegir

Muusoctopus aegir. Foto Svanhildur Egilsdóttir (HAFRO, Island)

Die norwegische Meeresbiologin Lis Lindal Jørgensen vom Meeresforschungsinstitut in Tromsø beschreibt auf der Website, wie es war, als ihnen auf ihrer jährlichen Ökosystem-Expedition dieser Tintenfisch ins Netz ging. Bei der Expedition werden eine ganze Menge Meerestiere aus der Tiefe hochgeholt und sortiert – und zwischen den vielen bekannten Arten „lag plötzlich etwas, das herausstach“. Solche Überraschung sei keineswegs alltäglich. „Eine unfassbare Freude“ sei das gewesen. 

Lange Suche nach Exemplaren der Art

Schon seit 2012 gab es den Verdacht auf eine neue Tintenfischart, aber es fehlten noch ausreichend Exemplare und Beobachtungen, die schließlich von vielen Seiten zusammengetragen wurden. Alexey Golikov vom Geomar-Institut in Kiel ist der Hauptautor der Beschreibung und hat selbst 25 Exemplare untersucht. Den Namen aegir erhielt der neue Muusoctopus nach dem Jötunn Ægir aus der Nordischen Mythologie (vollständiger wissenschaftlicher Name Muusoctopus aegir Golikov, Gudmundsson & Sabirov 2023). Es handelt sich um eine vergleichsweise kleine, achtarmige Art, das größte Exemplar war 23,5 Zentimeter lang. Die Tiere wurden in Tiefen von 86 bis 2000 Metern gefunden. Muusoctopus aegir gehört zur Familie der Enteroctopodidae – die keine Tinte haben – und ernährt sich von Kleintieren.

Funde bei Island, Spitzbergen und Franz-Josef-Land

Funde gab es um Island herum, nordwestlich von Spitzbergen, rund um Franz-Josef-Land und nordöstlich von Nowaja Semlja. Von anderen arktischen Muusoctopus-Arten unterscheidet sich aegir durch seine Proportionen und die Anzahl der Saugnäpfe. Doch vieles am Leben dieser Tiefsee-Tintenfische bleibe rätselhaft, denn Forschung dort sei aufwendig und teuer, so  Meeresbiologin Jørgensen.

Mangelndes Wissen über die Tiefsee ist auch der Grund, warum das norwegische Meeresforschungsinstitut sich gegen die Pläne für Tiefseebergbau ausgesprochen hatte, die das norwegische Parlament allerdings trotzdem beschlossen hat:

Norwegen öffnet die Tür zum Tiefseebergbau

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