Spitzbergen. Der März 2020 hatte in Longyearbyen eine Durchschnittstemperatur von -16,2 Grad. Das sind 0,5 Grad unter dem langjährigen Mittel aus der Zeit 1961-1990. Das meldete das norwegische meteorologische Institut. Seit November 2010 hatte es keine Monatswerte mehr unter diesem Mittel gegeben.
Am 12. März war es in Longyearbyen -29,9 Grad kalt. Der einzige Tag, an dem das Thermometer über den Gefrierpunkt stieg, war der 22. März mit einer Höchsttemperatur von 2,1 Grad. Alles nicht ungewöhnlich für einen Ort auf 78 Grad Nord, eher „normal“. Für den Monat März beträgt das langjährige Mittel aus den Jahren 1961-1990 15,7 Grad. Aber „normal“ sind die Temperaturen auf Spitzbergen seit 111 Monaten nicht gewesen.
Luftmassen aus der Arktis hätten den Monat dominiert, und theoretisch hätte er auch noch kälter ausfallen können, erklärte der Meteorologe Ketil Isaksen. Doch auf dem Isfjord habe es nur wenig Eis gegeben, das treibe die Temperaturen nach oben.
Auffällig ist außerdem, dass es im März 2020 kaum Niederschläge gab und dass auch wenig Schnee liegt. Während in Troms und Finnmark gerade wieder drei Schneerekorde gefallen sind, liegen in Longyearbyen gerade mal elf Zentimeter.
Seit 1961 massiver Temperaturanstieg auf Spitzbergen
Auf Spitzbergen haben sich die Temperaturen seit 1961 im Durchschnitt um 5,6 Grad erhöht, mehr als irgendwo anders. Ein etwas kälterer März bietet der Inselgruppe eine Verschnaufpause. Der tauende Permafrost hatte dort bereits zu mehr Lawinen geführt und die Statik von Häusern beeinträchtigt. Spitzbergen bereitet sich deshalb auf grundlegende Änderungen von. Ein instabiler Winter mit vereisendem Regen statt Schnee hatte im vergangenen Jahr 200 Rentiere verhungern lassen.
Auch mehr Eis um Spitzbergen
Das Klima auf Spitzbergen ist zwar einerseits von der Nähe zur Arktis geprägt, aber auch von dem Golfstrom-Ausläufer, der entlang Norwegens Küste in den Norden fließt. Nach Jahren mit ständig ansteigenden Wassertemperaturen fanden Forscher zuletzt einen Rückgang. Dies trägt dazu bei, dass das Meereis um Spitzbergen in diesem Jahr fast bis Bjørnøya reicht. Nach Aussagen der Wissenschaftler handelt es sich dabei um natürliche Variationen. Auch dies könnte zum kalten März beigetragen haben.
Frühere Artikel zum Thema: