Lofoten: Zum Saisonende der erste Wal-Hörtest

Lofoten (Norwegen). „Bartenwale hören mehr als wir glauben“, mit diesem Fazit hat die internationale Forschergruppe, die das Hörvermögen von Minkwalen erfassen will, ihre diesjährige Versuchsphase in den Lofoten beendet. Diese hatte zwar auf die schlimmstmögliche Weise begonnen, am Schluss aber doch ein erstes Ergebnis gebracht. Darüber berichtete NRK.

Wal

Einer der getesteten Minkwale. Quelle NMMF

Ziel des Projektes ist es, das Hörvermögen von Minkwalen zu testen, um daraus beispielsweise Grenzwerte für Unterwasserlärm ableiten zu können. Durchgeführt wird es  vom Forschungsinstitut der norwegischen Streitkräfte, FFI, und der US-Organisation National Marine Mammal Foundation (NMMF). Einen wildlebenden Wal zum Hörtest zu bitten, den er dann auch noch entspannt absolvieren soll, ist allerdings nicht einfach. Zwei Sommer lang tüftelte das Team zunächst an der richtigen Versuchsanordnung, die den Wal dorthin locken sollte. Zu Beginn dieser Saison wurde diese Anordnung mit Netzen dann vom Sturm so verschoben, dass ein Wal sich darin verwickelte und ertrank. Das Projekt wurde vorübergehend ausgesetzt, um alles zu überprüfen.

Erster Hörfrequenz-Test mit wildem Wal

Schließlich gab es doch noch einen Erfolg: Zwei junge Minkwale schwammen tatsächlich in die Versuchsanordnung und zeigten keine Stresssymptome. Bei dem ersten wurde lediglich ein sogenannte Hirnstammaudiometrie durchgeführt, wie sie auch bei Menschen gemacht wird, um zu sehen, ob das Gehirn überhaupt auf Geräusche reagiert. Damit wurden auch die Instrumente justiert. Beim zweiten wurde nun erstmals ein richtiger Test zur Hörfrequenz gemacht – und das Ergebnis überraschte die Forscher. „Der Minkwal hatte eine viel höhere Frequenzgrenze für das Hören, als wir aufgrund der Anatomie der Ohren und der Frequenzen der von ihnen erzeugten Geräusche bisher angenommen hatten“, so Forschungsleiter Petter Kvadsheim vom FFI. Das bedeute, das Minkwale noch mehr von dem von Menschen erzeugten Lärm wahrnehmen als bisher angenommen.

Fischernetz – Rest an Walmaul entfernt

Beim Test des einen Wals fiel den Wissenschaftlern auf, dass er Reste eines Fischernetzes um das Maul hatte. Diese wurden entfernt. Nach dem Hörtest wurden die Wale mit Satellitensendern versehen, über die man verfolgen konnte, dass die Wale sich danach ganz normal verhielten.

Gegen das Projekt hatte es einige Kritik gegeben – die Ergebnisse seien nicht so wertvoll, dass man dafür die Tiere dem Stress aussetzen müsse. Das sehen Kvadsheim und sein Team naturgemäß anders – sie erwarten, dass mit den Zahlen tatsächlich Grenzwerte festgelegt werden, die den Tieren helfen. Der Unfall zu Saisonbeginn zeigte aber, wie groß diese Nebenwirkungen tatsächlich sein können.

Im kommenden Sommer steht die letzte Phase des Forschungsvorhabens an, in der noch mehr Wale getestet werden sollen. Finanziert wird das Projekt vom US-amerikanischen Subcommittee on Ocean Science and Technology Interagency Task Force on Ocean Noise and Marine Life.

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