Hörtest für den Wal – wichtig für seinen Schutz oder überflüssig?

Lofoten (Norwegen). Wie nehmen Wale die Geräusche menschlicher Aktivität wahr? Das Forschungsinstitut der norwegischen Streitkräfte führt dazu ein Projekt auf den Lofoten durch, bei dem das Hörvermögen von Minkwalen getestet werden soll. Einen wildlebenden Wal zum Hörtest zu bewegen, ist allerdings nicht einfach. Gegen das Projekt gibt es auch Proteste von Tierschutzorganisationen.

Forschungsprojekt Lofoten

Der gefangene Wal wird untersucht. Da er Zeichen von Stress zeigte, wurde er wieder freigelassen, ohne dass es zum Hörtest kam. Foto Rune Roland/ Forsvarets Forskningsinstitutt

Das norwegische Forschungsinstitut beschreibt das Ziel auf seiner Webseite so: Dokumentieren, wie Bartenwale Geräusche wahrnehmen. Dieses Wissen soll dazu benutzt werden, die Tiere vor menschengemachtem Lärm zu beschützen. Auftraggeber des Versuchs ist das US-amerikanische Subcommittee on Ocean Science and Technology, eine Behördenabteilung, die die Auswirkungen menschlicher Aktivität im Meer untersucht. An dem Projekt sind mehrere Institutionen aus den USA, Norwegen und Dänemark beteiligt. 

Die Kunst, einen Wal zum Hörtest zu bewegen

Wie genau die Bartenwale Geräusche wahrnehmen, soll dadurch ermittelt werden, dass man lebendige Minkwale mithilfe von Leitnetzen fängt und ein Geräuschspektrum an ihnen testet. Die Versuchsanordnung wurde schon im vergangenen Jahr entwickelt, damals wurde allerdings kein Wal gefangen. In der diesjährigen Versuchsphase ließ sich ein Minkwal zwar bis in das zweckentfremdete Lachsgehege geleiten, in dem der Versuch durchgeführt werden sollte. Der Wal wurde allerdings wieder freigelassen, nachdem er Anzeichen von Stress zeigte. Mithilfe der inzwischen gewonnenen Erkenntnisse hoffen die Wissenschaftler, im kommenden Jahr den ersten Hörtest durchführen zu können. Um die Tiere nicht übermäßig zu belasten, darf bei jedem nur ein Testversuch durchgeführt werden. Auch hinterher sollen die Tiere überwacht werden.  Das Projekt soll bis 2024 laufen.

Protest gegen den Versuch

Wale benutzen Geräusche zur Kommunikation, zur Navigation und zur Nahrungssuche. Menschengemachte Geräusche wie Schiffsverkehr oder seismische Untersuchungen auf der Suche nach Öl können diese Fähigkeit beeinflussen. Wie NRK berichtet, haben die Tierschutzorganisationen  NOAH, das Animal Welfare Institute, die Whale and Dolphin Conservation sowie zahlreiche Wissenschaftler gegen die Versuche protestiert. Nach ihrer Meinung gibt es bereits genug Wissen über die Auswirkungen von Lärm auf Wale, um dagegen Maßnahmen zu ergreifen. Der leitende norwegische Wissenschaftler des Projekts bestreitet dies gegenüber dem Sender: Man wisse nicht, wie Bartenwale hören. Es sei naiv zu glauben, dass Beschränkungen für die Öl- und Gasindustrie eingeführt würden, ohne dass man wisse, wie es die Tiere beeinflusse.

Früherer Artikel zu Walen: Große Wale als Klimaretter

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