Norwegen. Eine Bremsschwelle für Radiosignale und Raketen – so beschreibt Kolbjørn Blix von Andøya Space gegenüber NRK ein Phänomen in der Atmosphäre der arktischen Gebiete, für das die Wissenschaftler noch eine Erklärung suchen. Dazu sollen Daten beitragen, die beim jüngsten Raketenstart von Nordnorwegen aus gesammelt wurden. Und dazu gab es auch ein hübsches optisches Phänomen – eine Art künstliches Nordlicht.
Auch Mark Conde, Physiker an der Universität Alaska in Fairbanks, vergleicht das Phänomen mit einer Bremsschwelle. Er ist verantwortlich für das Experiment CREX-2, das mit dem jüngsten Raketenstart von Andøya aus durchgeführt wurde. Das Phänomen tritt um die Mittagszeit auf, wenn der Sonnenwind in den hohen Breiten durch den sogenannten „Polar Cusp“ direkt in die Atmosphäre eindringen kann. Dann lässt sich dort eine ungewöhnliche Dichte feststellen, die sowohl Radiowellen und GPS-Signale als auch Raketen und Satelliten ausbremst. Um dabei Daten zu sammeln, war der richtige Zeitpunkt noch schwieriger als sonst schon bei einem Raketenstart.
Dunkel musste es außerdem sein: Aus der Rakete wurden Partikel aus 20 Behältern in der Größe von Getränkedosen freigesetzt. Diese leuchtenden Partikel, das „künstliche Nordlicht“, wurden von mehreren Punkten aus beobachtet – unter anderem von einem in Island gestarteten Flugzeug und von Spitzbergen aus – und sollen verraten, wie die Luft sich in diesem besonderen Teil der Atmosphäre bewegt. Deshalb fand dieser Start zu einer Zeit statt, wo im hohen Norden bereits Polarnacht herrscht.
Internationale Kooperation
Condes Projekt ist nur eins von vielen, das im Rahmen einer norwegisch-amerikanisch-japanischen Kooperation namens CUSP durchgeführt wird. Durch die Kooperation, an der die NASA, Andøya Space und mehrere Universitäten beteiligt sind, sollen möglichst viele Daten zusammenkommen, um Phänomene der Atmosphäre zu erforschen.
Am 1. Dezember startete die Rakete mit der CREX-2-Ladung im passenden Zeitfenster und bei den richtigen Bedingungen, wie die NASA mitteilte, und es wurden Aufnahmen der Leuchtpartikel gemacht. Auf die Erklärung zur „Bremsschwelle“ in der Atmosphäre werden wir aber noch warten müssen, bis die Daten fertig ausgewertet sind.
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