Die Hitzerekorde in Europa fallen, 40 Grad ist plötzlich eine realistische Marke. Prognosen sehen diese warme Luft nun nach Grönland weiterziehen und dort zum noch stärkeren Abschmelzen des Inlandeises beitragen. Zeit für ein Update der aktuellen Schmelzsaison von Inlandeis und Meereis.
Beim Vergleich der Daten orientieren sich die Wissenschaftler gern an dem bisher wärmsten Jahr 2012, das sowohl das Inlands- als auch das Meereis extrem schmelzen ließ. Nach den bisherigern Aufzeichnungen des National Snow and Ice Data Centers (NSIDC) in den USA, die die Arktis mit Satelliten überwachen, liegt die diesjährige Schmelzkurve zwar weit über den Durchschnittswerten von 1981 bis 2010, übersteigt aber nicht 2012. Die Saison ist allerdings bekanntlich noch nicht vorbei, auch wenn die Tage nun wieder kürzer werden. Gemessen wird die Schmelze in Quadratkilometern Fläche. Niederschläge, die den Eisschild wachsen lassen, spielen hier keine Rolle.
Das dänische Polarportal registriert zum einen den täglichen Masseverlust bzw Gewinn (durch Niederschläge), zum anderen die akkumulierte Oberflächen-Massebilanz seit dem vergangenen 1. September, also inklusive des Winters. Beides wird nach dem neuen Modell Harmonie-Arome erstellt. Hier sind auch Verluste durch Verdunstung mit eingerechnet, nicht aber die durch kalbende Gletscher wie beispielsweise in Ilulissat, deren Eis im Meerwasser auch irgendwann schmilzt. Auch hier liegen die Werte deutlich über früheren Mittelwerten. Die akkumulierte Massebilanz wird auch mit 2012 verglichen (kleines Bild rechts unten). Die Kurven liegen aktuell sehr nah aneinander. Hinter der Seite Polarportal stehen das dänische meteorologische Institut (DMI), das Geologische Forschungsinstitut für Dänemark und Grönland (GEUS) sowie das dänische Institut für Weltraumforschung (DTU Space).
Prognosen für kommende Woche sehen die Wärme aufgrund der aktuellen Luftströmungen nun nach Grönland wandern. Selbst die WMO (World Meteorological Organization) der UN hat dies in ihrem Bericht zur Hitzewelle erwähnt. Das würde das Inlandeis natürlich deutlich stärker schrumpfen lassen.
What happens next to the extreme #europeheatwave? Actually, the atmospheric flow will transport the heat towards #Greenland, resulting in high temperatures, consequently enhanced melting and a negative #SMB (surface mass balance) next week. Make sure to watch the @PolarPortal! pic.twitter.com/e4kvMVVNIo
— Martin Stendel (@MartinStendel) July 26, 2019
Das arktische Meereis ist bereits jetzt auf dem rekord-tiefen Stand von 2012, zeigt die Grafik des NSIDC.
Möchte man die aktuelle Lage in ihrer Gesamtheit sehen, darf man neben dem Eis auch die Feuer nicht vergessen, die aktuell in Sibirien, Alaska und Kanada wüten, teilweise schon lange. In den abgelegenen Regionen Sibiriens ist es oft gar nicht möglich, dagegen etwas zu tun. Selbst in Grönland brannte es. In Norwegen, Schweden und Finnland, die im vergangenen Jahr damit zu kämpfen hatte, haben in diesem Sommer weniger Probleme – teilweise durch das zeitweise feuchtere Wetter begünstigt, teilweise vielleicht auch durch bessere Vorbereitung.
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