Klimagipfel: Grönland und das Paris-Dilemma

Grönland/Glasgow. Kein Szenario für die Zukunft des Erdklimas kommt ohne Grönland aus. Schließlich würde der Meeresspiel um mehr als sieben Meter steigen, wenn das Inlandeis komplett abschmelzen würde. Premierminister Múte B. Egede und Klimaminister Kalistat Lund nehmen deshalb auch am Klimagipfel in Glasgow teil, der heute beginnt. Unklar ist, was die Grönländer im Gepäck haben. Denn bisher ist Grönland dem Paris-Abkommen nicht beigetreten. Als Dänemark das Abkommen unterzeichnete, gab es Sonderregelungen für die beiden autonomen Gebiete.

Inlandeis von oben. Foto Thomas Christiansen

Laut Our World in Data hat Grönland einen höheren CO-2-Ausstoß pro Kopf als Deutschland – und das praktisch ohne jede Industrie. Das ist auch der Grund, warum sich Grönland bisher keinem Klimaziel verpflichtet hat, obwohl die Auswirkungen wortwörtlich vor der Haustür sind: Jede Art von Entwicklung zur ökonomischen Unabhängigkeit würde CO2-Ausstoss mit sich bringen – seien es nun mehr Touristen oder mehr Bergbau. Die neue Regierungspartei Inuit Ataqatigiit (IA) hatte allerdings im Wahlkampf angekündigt, dem Paris-Abkommen beitreten zu wollen. Laut KNR will Klimaminister Lund in Glasgow erklären, wie eine Entwicklung möglich sein soll, ohne dass es auf Kosten des Klimas und der Umwelt geht.

Erste Schritte sind bekannt:

  • Die Suche nach Öl auf grönländischem Territorium ist inzwischen ausgeschlossen – Grönland wirbt nicht mehr um neue Firmen dafür.
  • Die beantragte riesige Tagebau-Grube für Seltene Erde und Uran in Kuannersuit hat nach jetzigem Stand keine Chance auf Umsetzung.

Grönland ist aufgrund seiner Siedlungsstruktur nur mit dezentraler Energieerzeugung zu versorgen. Es gibt fünf kleine bis sehr kleine Wasserkraftwerke nahe der Orte, ein weiteres ist geplant. In Sisimiut stehen versuchsweise zwei Windräder, an denen man lernen will, wie Modelle für den Rest des Landes aussehen müssen – eins ist schon zwei Mal kaputt gegangen. In einigen Orten wird die Wärme der Müllverbrennung als Fernwärme genutzt. In mehreren Orten ergänzen inzwischen Solarzellen und Batterien die Dieselgeneratoren und senken den Verbrauch. Zur Versorgung der Haushalte, wo immer noch teilweise fossile Energieträger eingesetzt werden,  kommt der Transportsektor: Hier gibt es nur Flugzeug, Hubschrauber oder Schiff.

Auch Grönland wird seinen Beitrag leisten müssen. Das, was gerade das Inlandeis schmelzen lässt, sind aber zu einem verschwindenden Teil die Emissionen der 56 000 Grönländer.

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