Grönland. Die Schmelzsaison ist vorbei. Grönlands Inlandeis legt langsam wieder zu. Aber nur, weil sich jetzt frischer Schnee darauf legt, ist darunter nicht alles wieder gut: Eis ist eben nicht gleich Eis. Hitzewellen verändern die Oberfläche des Inlandeises, zeigt eine neue Studie – und das lässt es noch schneller schrumpfen. Darüber berichtete auch National Geographic.
Ende Juli zog eine Hitzewelle über Grönland, die allein an einem Tag 12 Milliarden Tonnen Eis schmelzen ließ. Aber was passiert nach einer solchen Hitzewelle? Damit beschäftigte sich das internationale Team um Hauptautor Mike MacFerrin von der Universität Colorado in Boulder, die Studie ist gerade in Nature erschienen.
Gletschereis bildet sich normalerweise, indem frischer Schnee auf die Schneeschicht des Vorjahres fällt. Unter der Last des neuen wird der ältere Schnee im Laufe von Jahren komprimiert. In dieser frühen Phase ist die Schicht noch porös. Regen oder Schmelzwasser aus der oberen Schicht werden einfach aufgenommen und gefrieren wieder vor Ort.
Eisplatten leiten das Schmelzwasser ab
Doch der grönländische Eispanzer hat in den vergangenen Jahren immer mehr Masse dadurch verloren, dass Schmelzwasser einfach abfloss. Schon 2012 wurde beobachtet, dass sich in einem Bereich in Südwest-Grönland Eisplatten von drei bis fünf Metern Dicke nahe der Oberfläche gebildet hatten. Diese nahmen nichts mehr auf, darüber floss im Ausnahmesommer 2012 das Wasser einfach ab.
Mit der Auswertung von Radarflügen der NASA und einem Vergleich mit Eisbohrkernen versuchten die Wissenschaftler nun, das Ausmaß und die Auswirkungen dieses Phänomens quantifizieren. Ihre Funde ergaben, dass sich solche Platten über Jahre bilden, mehr als zehn Meter dick werden und sich über Kilometer hinweg ausbreiten können. Sie entstehen, wenn große Flächen nach plötzlicher Wärme wieder gefrieren. Dort versickert nichts mehr, auch wenn darunter möglicherweise noch eine poröse Schicht liegt. Schmelzwasser fließt einfach ab Richtung Meer.
Ändert sich das Eis, schmilzt es schneller
Gefunden wurden solche Eisplatten in Höhen von 1700 bis 2000 Metern Höhe, und zwar dort, wo vergleichsweise wenig Neuschnee im Winter fällt, an der West- und Nordseite. Solche Eisplatten-Flächen haben seit 2001 um etwa 26 Prozent zugenommen, haben die Forscher ermittelt und prognostizieren eine weitere Zunahme. Einmal gebildet, bleiben diese Platten bestehen, bis sie selbst schmelzen. Dazu kommen weitere Effekte wie eine schlechtere Albedo, es wird also mehr Sonnenenergie aufgenommen. Angesichts der fortschreitenden Erwärmung der Arktis, so das Fazit der Autoren, ist in Zukunft mit immer mehr mit Eisplatten auf Grönlands Inlandeis zu rechnen – „mit weitreichenden Folgen für die Hydrologie des Eisschildes, Schmelzwasser-Abfluss und einem steigenden Meeresspiegel“. Für die Zukunft wurden zwei Varianten berechnet. Die günstigere ist aber kaum noch einzuhalten.