Hobbyfotografen entdecken Polarlicht in Dünenform

Finnland. Polarlichter erscheinen in vielerlei Form. Finnische Hobbyfotografen haben eine extrem seltene entdeckt und damit die Forschungsgruppe von Minna Palmroth an der Universität Helsinki auf die Spur eines neuen Phänomens gebracht.  Nach ihrer Form werden diese Lichter „Dünen“ genannt – sie beleuchten eine Schwerewelle unter sehr speziellen Bedingungen.

Polarlicht Dünen

Polarlicht wie geriffelter Sand: die Dünen. Foto Kari Saari (beschnitten), Quelle Universität Helsinki

Minna Palmroth, Professorin für Computergestützte Weltraumphysik an der Universität Helsinki, hatte 2018 ein Buch herausgegeben: „Revontulibongarin opas“ , ein Führer für Polarlicht-Beobachter. Das Buch war das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit Nordlichtenthusiasten. Tausende von Fotos der Hobbyfotografen wurden dafür gesichtet und kategorisiert. Jede Erscheinungsform des Polarlichts ist das Ergebnis einer ganz bestimmten Konstellation in der Polarlichtzone.

Auf den Bildern gab es auch eine seltene und ungewöhnliche Form, die in keine der anderen Kategorien passte. Palmroth hatte diese zunächst für weitere Untersuchungen beiseite gelegt. Nur wenige Tage nach Erscheinen des Buches sahen Hobbyfotografen dieses Phänomen erneut und machten Palmroth darauf aufmerksam. Es wurde an zwei Orten in Südwestfinnland fotografiert. Anhand der Sterne im Bild konnte Palmroths Team Höhe und Ausdehnung rekonstruieren. Sieben weitere Ereignisse dieser Art hatte eine Kamera der finnischen Astronomievereinigung Ursa festgehalten. Auch aus Schweden, Norwegen und Schottland gab es Aufnahmen, die das Dünen-Phänomen zeigten.

Die „mesosphärische Welle“

mesospheric bore

Mesosphärische Schwerewelle und Polarlicht. Grafik: Jani Närhi/ Universität Helsinki

Höhe, Wellenlänge, Ort und Uhrzeit gaben Anhaltspunkte. Messungen des finnischen Meteorologischen Instituts halfen weiter. Und so kamen die Forscher dem Phänomen auf die Spur. Die elektrisch geladenen Teilchen des Sonnenwindes, die normalerweise beim Eintritt in die Atmosphäre das Polarlicht hervorrufen, waren hier auf eine sogenannte Schwerewelle gestoßen, die aufgrund der aktuellen Wetterlage zwischen zwei Schichten „gefangen“ war. Dieses Phänomen der „Mesospheric bore“ (mesosphärische Welle) ist sehr selten und schwer zu beobachten. In diesen Fällen wurde es jedoch durch den Sonnenwind und die damit verbundene Lichterscheinung sichtbar gemacht. Die Studie dazu ist inzwischen in AGU Advances veröffentlicht.  

Bisher wurden mesophärische Wellen nicht in der Polarlichtzone untersucht, da Polarlichter die Messinstrumente stören. Bisher forschten Atmosphären- und Weltraumwissenschaftler auch eher getrennt voneinander, da es nur wenig bekannte Interaktionen zwischen diesen Sphären gibt. Das Dünen-Polarlicht  zeigt, dass es aber noch viel zu entdecken gibt.

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Und hier noch ein Zeitraffer-Video mit „Dünen“ von Kari Saari:

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