Hitzewelle über dem grönländischen Eispanzer

Grönland. Bis vor kurzem hatte Grönland eine vergleichsweise günstige Schmelzsaison. Doch nun wurde es kurzfristig richtig warm – und das Schmelzwasser des Inlandeises hätte gereicht, um ganz Florida fünf Zentimeter unter Wasser zu setzen. Das meldete das dänische Polarportal. Es war das drittgrößte Schmelzereignis in Tonnen seit Beginn der Aufzeichnungen 1950, und die betroffene Fläche war sogar größer als 2019.

Inlandeis von oben. Foto Thomas Christiansen

Die bisherige Saison in Grönland war eher kühl und niederschlagsreich. Das führte dazu, dass die Oberflächen-Massebilanz des Eispanzers laut Polarportal in dieser Sommersaison vergleichsweise gut aussieht, denn Schnee legte sich schützend darauf. Dieses Wetter war die Kehrseite der Hitzewelle, die gleichzeitig Kanada plagte.

Am 28. und 29. Juli änderte sich dies: Ein Hochdruckgebiet schaufelte die warme Luft aus Kanada über den grönländischen Eispanzer. Die Wetterstation Danmarkshavn auf 76 Grad Nord in Nordostgrönland verzeichnete 19,8 Grad Plus. Bei Nerlerit Inaat auf 70 Grad 44 Minuten Nord gab es am  29. Juli einen inzwischen bestätigten neuen Temperaturrekord von 23,4 Grad, meldete das dänische meteorologische Institut, DMI. Laut Xavier Fettweis wurden 22 Gigatonnen Schnee und Eis zu Wasser, 10 Gigatonnen davon wurden allerdings vom vorhandenen Schnee absorbiert und gefrieren wieder. Dort, wo die schützende Schicht nun weg ist, ist das dunkle Eis darunter nun noch anfälliger für weitere Schmelzereignisse. Die Schmelzsaison hält normalerweise noch den August über an (Weitere Quellen @MartinStendel, @extremetemps, Reuters)

Das Inlandeis hat ein Höhenproblem

In der Arktis erwärmt sich das Klima bekanntlich besonders schnell. Grönland ist dabei in einer besonders kritischen Situation, und es gibt Studien, die vor einem unumkehrbaren Prozess warnen. Das Problem: Solange der grönländische Eisschild noch bis zu drei Kilometer dick ist, ist es aber aufgrund der Höhe meistens noch kalt, und Niederschläge fallen größtenteils als Schnee. Je mehr der Eisschild schrumpft, desto niedriger wird er auch – desto wärmer wird es dort, und desto seltener fallen Niederschläge als Schnee und schützen ihn.

Update: Die Wärme setzte sich in den darauffolgenden Tagen fort. Das Schmelzwasser reicht für 11,5 Zentimeter in Deutschland…

Ergänzt 23.30 Uhr.

Früherer Artikel zum Thema:

Inlandeis: Von der Hitzewelle zum Eispanzer an der falschen Stelle

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