Hearts In The Ice: Klimabotschafterinnen aus der Trapperhütte

Spitzbergen. Es gibt viele, die ein Herz für die Arktis haben. Doch die wenigsten gehen so weit wie Hilde Falun Strøm und Sunniva Sorby. Die beiden Arktis-Expertinnen überwintern in der abgelegenen Hütte „Bamsebu“ auf Spitzbergen ohne Strom und fließend Wasser – und das schon zum zweiten Mal. „Hearts in the Ice“ heißt ihr Projekt.

Hearts in the ice

Hilde Falun Strøm (links) und Sunniva Sorby ziehen einen Eiskern. Foto: Hearts In The Ice.

Bamsebu ist eine ehemalige Fängerstation am Südufer des Van Keulenfjord auf Spitzbergen, auf 78 Grad Nord. In vieler Hinsicht leben Hilde Falun Strøm und Sunniva Sorby nicht komfortabler als ihre Vorgänger – es gibt weder Zentralheizung noch eine warme Dusche. Moderne Technik ermöglicht es ihnen jedoch, täglich Messungen in ihrer Umgebung auszuführen und damit eine Datenlücke zu decken, ähnlich wie die Polarstern auf dem arktischen Ozean. Dazu arbeiten sie mit mehreren wissenschaftlichen Institutionen zusammen – vom norwegischen Polarinstitut bis zur NASA. Außerdem teilen sie ihr Wissen und ihre Erlebnisse über Videochats mit Schulklassen weltweit. Sie wollen damit die junge Generation über den Klimawandel informieren, der direkt vor Bamsebus Tür zu beobachten ist.

Die Welt ändert sich, und damit die Pläne

Ursprünglich war nur eine Überwinterung geplant, von Oktober 2019 bis Mai 2020. Wie die Polarstern-Crew waren die beiden Frauen fernab aller potenziellen Ansteckungsquellen, als sich das Virus in Europa ausbreitete. Und trotzdem hatte es Auswirkungen auf sie, denn in ihren Jobs im Tourismus gab es nichts mehr zu tun. So blieben sie zunächst länger. Und nach zwei Monaten in der „Zivilisation“ von Longyearbyen kehrten sie für eine weitere Überwinterung zurück in die 20-Quadratmeter-Hütte. Der Klimawandel mache keine Pause. Aufgrund der Pandemie würden weniger Forschungsprojekte durchgeführt, und ihre Arbeit vor Ort sei deshalb noch wichtiger.

Bamsebu

Bamsebu. Foto Hearts In The Ice

Hilde Falun Strøm und Sunniva Sorby wussten, woraus sie sich einlassen. Die Norwegerin Hilde Falun Strøm lebt seit 25 Jahren auf Spitzbergen. Sie hat umfassende Erfahrung mit aller Art von Fortbewegung in der Arktis – ob Kajak, Ski, Hundeschlitten oder Gletscherklettern. Sie hat bereits mehr als 300 Begegnungen mit Eisbären erlebt. Sunniva Sorby ist zwar auch in Norwegen geboren, aber in Kanada aufgewachsen. Sie war 1992/1993 Teil der ersten Südpolexpedition, der nur Frauen angehörten, und ist ebenfalls sehr erfahren mit polaren Verhältnissen. Die beiden versuchen, so umweltfreundlich wie möglich zu leben und testen unter anderem Energieerzeugung mit Sonne und Wind unter den harschen Bedingungen Spitzbergens.

Wenig Schnee, viel Eis – schlecht für Rentiere

Rentiere, Polarfüchse und Eisbären gehören den regelmäßigen Besuchern rund um die Hütte. Dabei beobachten die beiden Frauen kritisch den Ernährungszustand. Nach ihrer Rückkehr machten ihnen zunächst die Rentiere Sorgen: „Es ist nicht so kalt, wie es um diese Zeit des Jahres sein sollte. Es hat viel geregnet und die Rentiere haben eine schwere Zeit. Um Bamsebu herum ist mehr Eis als Schnee – das macht es für die Rentiere schwierig, Futter zu finden. Sie müssen sehr hungrig sein und tun uns Leid“, schreiben sie in ihrem Blog.

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200 tote Rentiere auf Spitzbergen – verhungert wegen Klimawandel

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