Grönland: Wenn der Schmelzwassersee plötzlich verschwindet

Grönland. Dass Schmelzwasserseen auf dem grönländischen Inlandeis kollabieren können, ist bekannt. Bisher hielt man dies allerdings für ein Sommerphänomen. Doch 2018 verschwand ein Schmelzwassersee, der sich 50 Jahre lang gehalten hatte, mitten im Winter. Über eine neue Studie dazu berichtete Videnskab.dk. Für die Forschung ist nun die Frage: Handelt es sich um ein neues Phänomen – oder hat man es bisher nur nicht beobachten können?

Inlandeis mit Schmelzwasserseen von oben. Foto Thomas Christiansen

Besagter Schmelzwassersee lag etwa 160 Kilometer landeinwärts im Bereich des Ilulissat-Gletschers, auf 1,5 Kilometern Höhe. Fast 50 Jahre lang hatte sich dort Wasser gesammelt, im Winter bildete sich Eis auf der Oberfläche.  Im März 2018, bei Minusgraden, verschwand er plötzlich. Und nicht nur dieser See, sondern innerhalb eines Monats noch 18 weitere in der Umgebung, bei anhaltenden Minustemperaturen. Zu sehen war dies durch Radar- und optische Bilder von Satelliten.

Schmelzwasser rinnt durch Sprünge im Eis nach unten

Das Schmelzwasser verschwindet durch Sprünge im Eis nach unten. In der Tiefe rinnt es unter dem Eispanzer hindurch zum Meer. Auf diesem „Schmiermittel“ gleiten auch die Gletscher zum Meer. Dass sich nach dem ersten noch weitere Seen leerten, erklären sich die Forscher so, dass der Wasserdruck des ersten weitere Sprünge im Eis geschaffen habe. Mit neuester Radartechnologie kann man sogar den Weg unter dem Eis verfolgen, weil es sich dann um wenige Zentimeter anhebt. Diese Technologie gibt es laut Videnskab.dk aber erst seit acht Jahren. Deshalb ist es nicht möglich, belastbare Daten darüber zu erhalten, ob es solche Fälle im Winter früher schon gab oder ob dies ein neues Phänomen aufgrund des Klimawandels ist.

Die neue Studie eines internationalen Teams, „Wintertime Supraglacial Lake Drainage Cascade Triggers Large-Scale Ice Flow Response in Greenland“, veröffentlicht in Geophysical Research Letters, trägt zum Wissen über die komplexen Zusammenhänge von Schmelzwasser und Eisbewegungen bei. Dieses Wissen ist notwendig, um zukünftige Prozesse einschätzen zu können – zum Beispiel, wie schnell Grönlands Eispanzer infolge der Klimaerwärmung schmilzt.

Frühere Artikel zum Thema:

Rezension: Into The Ice – ab 15. September im Kino

Dieser Beitrag wurde unter Geologie, Grönland, Klima veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert