Grönland: Station Nord ist jetzt Schengen-Grenzposten

Station Nord (Grönland). 35 Häuser und eine Landebahn an einem abgelegenen Punkt in Nordostgrönland haben jetzt ihre eigene offiziell anerkannte Schengen-Grenzstation. Damit dürfen ausländische Wissenschaftler nun wieder von Spitzbergen zur Station Nord fliegen. Dies war sei Jahresbeginn aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Darüber berichtete Sermitsiaq.

Nordatlantik

Der kürzeste Weg nach Nordostgrönland führt über Spitzbergen. Karte auf Basis von Google Earth, Bilder US Geological Survey, IBCAO, Landsat/Copernicus, Data SIO, NOAA, US Navy, NGA, Gebco

Zuerst war der Regelverstoß gar nicht aufgefallen. Dass bei einem Flug von Longyearbyen, Norwegen, nach Station Nord, Grönland, Teil Dänemarks, das Schengen-Abkommen verletzt wird, klingt zuerst ein bisschen merkwürdig. Abgesehen davon, dass es sich um eine sehr begrenzte Zahl von Menschen handelt. Dann kam aber doch jemand drauf. Die ausländischen Forscher, die die erst 2015 eingeweiht Villum Research Station dort nutzen, sind alle nicht korrekt eingereist.

Der Hintergrund: Grönland ist zwar gar nicht dem Schengen-Abkommen beigetreten. Aber die dänischen Regierung hat sich verpflichtet, Grönlands Grenzen  zu kontrollieren – sonst würde die Grenze mitten durch die Rigsfælleskab verlaufen. Spitzbergen hat wie in vielen Dingen einen Sonderstatus und gehört nicht zum norwegischen Schengen-Gebiet. Wer von Longyearbyen nach Grönland fliegt, ist deshalb von außerhalb des Schengenraumes eingereist. Eine Passkontrolle gab es aber bisher nicht an der Piste der Station Nord, dem nördlichsten dauerhaft besetzen Stützpunkt des dänischen Arktischen Kommandos.

Sieben Monate lang kein Zugang

Von Longyearbyen sind es 720 Kilometer bis zur Station Nord. Jeder grönländische Flughafen ist weiter entfernt. Wegen des hohen Treibstoffbedarfs hätte es logistische Probleme bei der Anreise über Island und Südgrönland  gegeben, sie wäre insgesamt auch viel teurer geworden. De facto konnten ausländische Wissenschaftler deshalb nicht mehr die Station nutzen, die extra dafür eingerichtet war, dass man angesichts des Klimawandels dort die Daten sammelt, wo er besonders deutlich Wirkung zeigt.

Diese Bürokratie-Posse hat nun ein Ende: Das dänische Ausländer- und Integrationsministerium hat die  Station Nord als offiziellen Grenzposten anerkannt.

Nützlich auch für Minenpläne im Citronenfjord

Es gibt noch einen weiteren Nutzer dieser Piste, der ebenfalls erleichtert sein dürfte: die australische Bergbaufirma Ironbark. Die plant nämlich, im Citronenfjord, noch ein Stück weiter westlich, Zink abzubauen. Noch fehlen allerdings ausreichend Investoren, um dort einen Abbau in Gang zu bekommen. Ironbark bezeichnet das Vorkommen als das weltweit größte noch nicht im Abbau befindliche Zinkvorkonnen. Das Metall liege nahe der Oberfläche und sei einfach im Tagebau abzubauen.

Es ist allerdings auch eins der abgelegensten Vorkommen überhaupt. Es gibt bis jetzt keinerlei Infrastruktur dort. Ein Abtransport per Schiff ginge nur eine kurze Zeit im Sommer, und auch nur mit Eisbrecherhilfe. Die Machbarkeitsstudie spricht von sechs Wochen. Um Personal, Verpflegung und Ersatzteile einzufliegen, soll vor Ort eine Piste gebaut werden, die von Kangerlussuaq aus angeflogen werden kann. Für die Voruntersuchungen waren die Ironbark-Leute über die Station Nord gekommen.

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