Schweden. Die Klimakonferenz in Katowice ist vorbei. Am Ende gab es sogar eine Vereinbarung. Doch die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg stahl den Politikern die Show.
„Ihr sprecht nur von grünem, ewigem Wachstum, weil ihr Angst habt, euch unbeliebt zu machen. Ihr sprecht nur davon, vorwärts zu gehen, mit den gleichen schlechten Idee, die uns in diese miese Lage geführt haben(…) Ihr seid nicht erwachsen genug, zu sagen, wie es ist. Sogar diese Bürde überlasst ihr uns Kindern(…) Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, dass eine sehr kleine Gruppe Menschen weiter eine sehr große Menge Geld machen kann“ – das und noch mehr knallte die Schülerin aus dem Großraum Stockholm den Politikern in hervorragendem Englisch um die Ohren. Ihre Rede dürfte die sein, die international am meisten Aufmerksamkeit fand. Sie wurde auch in den sozialen Medien in verschiedenen Sprachen geteilt.
Über die Klimafrage wird zwar viel geredet, aber es kommt meist nicht viel dabei heraus. Dabei sind die Folgen bereits zu spüren – besonders im hohen Norden, aber nicht nur. In Katowice waren viele junge Leute, um die Verhandlungsführer darauf aufmerksam zu machen, dass es um ihre Zukunft und die der nächsten Generationen geht. Andere versuchten, mit dramatischeren Methoden die Aufmerksamkeit darauf zu lenken: Der Grönländer Minik Rosing und der isländisch-dänische Künstler Ólafur Elíasson schafften gerade 122 Tonnen grönländisches Eis nach London, um möglichst viele Menschen direkt anzusprechen. Der norwegische Fernsehsender NRK versuchte dagegen, dem Publikum das Thema Klimawandel auf seiner Internetseite attraktiver zu machen, indem es zu den Erklärungen Bilder mit wirklich sehr süßen Hundewelpen zeigte.
Schlagzeilen durch Schulstreik fürs Klima
Wie kommt nun aber eine 15-jährige Schwedin zu so viel Aufmerksamkeit? Greta Thunberg machte bereits im Herbst Schlagzeilen – weil sie jeden Freitag vor dem Parlament demonstrieren ging statt zur Schule. Ursprünglich sollte die Aktion nur bis zum Wahltag gehen und die Politiker an ihre Pflicht gegenüber der Zukunft erinnern. Die Idee mit dem Streik, so berichtet Greta gegenüber SVT, habe sie von den US-Schülern übernommen, die nach den tödlichen Schießereien in Schulen strengere Waffengesetze forderten. In ihrer Klasse fand sie zunächst keinen Rückhalt, doch über die Medien wurde die Aktion zuerst landesweit und dann international bekannt. Sie fand Mitstreiter und Nachahmer und setzte den Streik auch nach den Wahlen fort. Zu Beginn der Klimakonferenz streikten Kinder in mehr als 100 Kommunen Schwedens von Süd bis Nord unter dem Motto #fridaysforfuture vor den örtlichen Verwaltungsgebäuden. Streiks gab es aber auch in vielen weiteren Städten rund um den Globus, von Deutschland bis Australien.
Kein Fleisch, kein Fliegen
Greta Thunberg redet nicht nur: Sie fliegt nicht mehr, isst kein Fleisch und keine Milchprodukte und verzichtet auf neue Sachen – „mir sind materielle Dinge nicht so wichtig, deswegen war es kein großes Opfer“, sagt sie zu SVT. Und hat auch eine Erklärung dafür, warum man nun ausgerechnet ihr zuhört: „Meine Aktion hatte Erfolg, weil eine Person sagte „Jetzt reicht’s“ und sich hinsetzte. Und weil es außerdem ein Kind war. Menschen bekommen oft ein schlechtes Gewissen, wenn Kinder Sachen sagen.“
Mediale Aufmerksamkeit allein bringt aber noch keine Ergebnisse. Davon kann Mohamed Nasheed ein Lied singen. Der damalige Präsident der Malediven hielt 2009 eine Kabinettssitzung unter Wasser ab, um auf die Probleme seiner Inselgruppe aufmerksam zu machen. Die Fotos gingen um die Welt. In Katowice stellte er allerdings fest, seitdem habe sich nichts wirklich getan. Und in Gretas Heimat Schweden erhielt vergangene Woche ein Haushaltsentwurf die Mehrheit im Parlament, der unter anderem die Mittel für Klimaschutzmaßnahmen kürzt.
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Hier noch einmal Greta Thunbergs Rede im Original: