Finnland/Schweden. Theoretisch hat Finnland immer noch geschlossene Grenzen. Trotzdem queren nun täglich wieder mehrere hundert Personen die Landesgrenze zwischen Haparanda und Tornio ganz legal – aufgrund der sehr speziellen Situation dort. Eine innernordische Grenzöffnung könnte aber an der Situation in Schweden scheitern.
Es begann mit den unbequemen Fragen des finnischen Rechtsprofessors Martin Scheinin: Die finnische Grenzschließung könne sich nicht auf die finnischen Bürger beziehen. Nur Diktaturen verweigerten ihren Bürgern die Reisefreiheit. Daraufhin stellte die Regierung klar, dass Finnen selbstverständlich die Grenze in jede Richtung überschreiten dürften Man empfahl jedoch eine zweiwöchige Quarantäne bei der Rückkehr. Die schwedischen Grenzen sind zurzeit für EU/EFTA-Bürger offen.
Für die Bewohner des Torne-Tals und speziell die der Nachbarstädte Haparanda und Tornio war dies keineswegs nur eine akademische Frage. Dass dies bisher anders verstanden und auch von den Grenzern anders gehandhabt wurde, zeigte sich kurz danach: Der Grenzverkehr nahm stark zu. Denn etwa ein Drittel der Einwohner des schwedischen Haparanda sind finnische Staatsbürger. Schließlich spielte diese Grenze seit dem EU-Beitritt keine Rolle mehr. Die persönlichen und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Orten sind eng. Die finnische Innenministerin Maria Ohisalo reiste besorgt nach Tornio und ermahnte die Landsleute, die Grenze nur in wichtigen Fällen zu queren und Verantwortung zu zeigen.
Einreise nach Finnland weiter nur für Finnen
Am 14. Mai wurden allerdings auch offiziell die Kontrollen an den Landesgrenzen zu Schweden und Norwegen gelockert. Der Verkehr über die E4 hat inzwischen so stark zugenommen, dass ein zweiter Grenzübergang in Tornio (Krannikatu) geöffnet hat. Nach wie vor gilt diese Freiheit aber nur für Finnen sowie für „notwendigen Verkehr“ wie Beruf und Familienangelegenheiten – also nicht für ausländische Touristen. Auch wer eine Hütte dort hat, darf bisher nicht einreisen, es sei denn, die Anwesenheit dort ist aufgrund eines massiven Schadens dringend notwendig.
Der Grenzverkehr zwischen Finnland und Norwegen ist zwar auch etwas gestiegen, hat aber nicht den Umfang des Verkehrs zwischen Finnland und Schweden. Die Vorbehalte finnischer Behörden gegenüber diesem Austausch liegen in der schwedischen Corona-Situation. Zwar ist die Region Norrbotten bei weitem nicht so stark betroffen wie etwa Stockholm. Allerdings gab es bereits 42 Todesfälle. Dass in Haparanda Kommun nur fünf Kranke mit Covid-19 diagnostiziert wurden, heißt angesichts der wenigen Tests nicht viel. Die meisten Fälle in absoluten Zahlen wie auch pro 1000 Einwohner gab es in Kiruna (86/3,76). Insgesamt waren es bis zum 13. Mai 322 diagnostizierte Fälle in Norrbotten (250 000 Einwohner).
Nordische Grenzöffnung ohne Schweden?
Aktuell wird in den nordischen Ländern über eine innernordische Grenzöffnung diskutiert, ähnlich den baltischen Staaten. Das Hindernis dafür ist der schwedische Sonderweg bei der Virusbekämpfung. Während Norwegen, Finnland und Dänemark die Ausbreitung der Pandemie in ihren Ländern durch einen Lockdown erfolgreich unter Kontrolle gebracht haben, sind die Zahlen in Schweden immer noch sehr hoch. Es liegen zwar weniger Menschen auf der Intensivstation, aber immer noch sterben täglich 70-80 Menschen mit Covid-19, ingesamt sind es inzwischen 3746 (Stand 19.5.). Es ist deshalb durchaus denkbar, dass Finnland, Norwegen und Dänemark einen Pakt ohne das große Land in ihrer Mitte schließen.
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