Rentierzucht: Schrecken Plastikhalsbänder Raubtiere ab?

Norwegen. Corona, Futterkrise und Raubtiere – Rentierhalter im Norden haben gerade keine gute Zeit. Ein Zufallsfund im Rahmen eines Rentier-Forschungsprojektes könnte helfen, Jungtiere in Zukunft vor Raubtieren zu bewahren. Darüber berichtete NRK.

Finnmark

Rentiere in der Finnmark.

Im Juli 2019 versahen Forscher des Norwegischen Instituts für Bioökonomie (NIBIO) 60 junge Rentiere in der West-Finnmark mit einem Sender. Dieser war mit einem Plastikhalsband befestigt, mit einem elastischen Element, sodass es die Tiere beim Wachsen nicht einengte. Der Sender sollte eigentlich den Halter benachrichtigen, wenn das Tier sich verletzte, krank wurde oder starb. Doch alle 60 Tiere überlebten den Sommer. Im Rest der Herde gab es neun Prozent Verlust. Das verblüffte sowohl die Forscher als auch die Rentierhalter, die an diesem Versuch teilnahmen. Schreckten die farbigen Plastikhalsbänder etwa die Raubtiere ab, die sich sonst gern ein Renkalb holen, wie Adler, Luchs und Vielfraß?

Das soll in einem neuen Versuch diesen Sommer getestet werden. Diesmal sollen alle Jungtiere dieser Herde bei der Markierung auch mit einem Halsband ausgestattet werden. „Wenn die Halsbänder dazu beitragen, dass die Verluste geringer sind, ist es einen Versuch wert, denn das ist eine sehr günstige Lösung“, so der Forscher zu NRK.

Viel Schnee und stellenweise viele Raubtiere

Norwegen hat diesen Winter besonders viel Schnee bekommen – und im Norden sowie in den höheren Lagen liegt der auch noch. Die Rentiere hatten deshalb massive Probleme, Futter zu finden, die Halter mussten zufüttern. Gerade werden die Kälber geboren. Diese sind besonders leichte Beute für Raubtiere. Prinzipiell gibt es zwar eine Entschädigung für von Raubtieren gerissene Rene. 80 Millionen norwegische Kronen, umgerechnet 7,3 Millionen Euro, zahlte der Staat 2018 insgesamt aus.

Die hohen Verluste sorgen jedoch für Frust bei den Züchtern, Besonders betroffen ist aktuell eine Region am Børgefjell in Nordland, wo sich die Zahl der gerissenen Tiere gegenüber dem Vorjahr verdreifacht hat. Hauptsächlich Vielfraße sind dort dafür verantwortlich. Über Abschüsse wird noch verhandelt.

Sollte ein einfaches Plastikhalsband dafür sorgen, dass Raubtiere sich lieber andere Beute suchen. wäre dies für alle Seiten hilfreich.

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