Hammerfest (Norwegen). Seit dem 28. September 2020 steht die norwegische Flüssiggasanlage auf Melkøya vor Hammerfest still. Damals brach ein Brand aus, bei dem zwar niemand zu Schaden kam. Aber die Anlage musste danach umfangreich erneuert werden. Zuletzt wurde der Neustart aufgrund von Corona verschoben. Erst ab dem 17. Mai wird dort voraussichtlich wieder Gas produziert, meldet Betreiber Equinor. In der Diskussion ist nun auch die Elektrifizierung der Anlage.
Die Brandursache ist inzwischen geklärt: Ein alter Vorfilter, in dem sich Insekten gesammelt hatten, hatte sich entzündet. Acht Stunden lang spritzen Schiffe Seewasser auf die Anlage. Damit wurde verhindert, dass er sich weiter ausbreiten konnte. Doch die Elektrik war danach nicht mehr zu gebrauchen. Inzwischen sind laut Equinor 180 Kilometer Kabel ausgetauscht und 22 000 Komponenten kontrolliert worden. Verzögerungen gibt es nun, weil die Arbeit durch die Abstandsregeln in den engen Innenräumen langsamer voranging, zeitweise waren auch viele Leute erkrankt oder in Quarantäne. Der ursprünglich geplante Termin für den Start am 31. März war deshalb nicht mehr zu halten.
CO2-Ausstoß von 900 000 Tonnen im Jahr
Die Anlage auf Melkøya wird normalerweise aus den Brunnen des Gasfeldes Snøhvit auf dem Meeresboden in der Barentssee gespeist. Das Rohr ist 143 Kilometer lang und kann 7,8 Milliarden Standardkubikmeter Gas im Jahr transportieren. Das Gas wird gekühlt und verflüssigt verschifft. Das CO2 im Gas wird abgeschieden und und wieder in den Meeresboden gepresst. Die Kühlung benötigt jedoch Energie. Die Anlage wird bisher mit Gas betrieben und verursacht einen CO2-Ausstoß von 900 000 Tonnen jährlich. Sie gehört damit zu den größten einzelnen Verschmutzern Norwegens.
Mit Elektrifizierung zum Klimaziel
Das will Equinor durch die Elektrifizierung der Anlage ändern, wie NRK berichtet. Zurzeit hätte die Stromleitung nach Hammerfest dafür gar nicht die benötigten Kapazitäten. Doch nun hat Netzbetreiber Statnett beschlossen, eine 420 KV-Leitung vom Abzweiger Skaidi nach Hammerfest zu führen. Das soll dazu beitragen, dass Norwegen seine Klimaziele erfüllen kann.
Konkurrenz um Kapazität?
Nicht alle sind von dieser Idee begeistert: Für die Umweltbewegung ist das Greenwashing. Und für neue Betriebe, die sich in östlichen Finnmark ansiedeln wollen, wären dann womöglich keine Kapazitäten mehr übrig, berichtete jüngst High North News. So sind die Pläne für eine Produktion von Ammonium als alternativer Schiffstreibstoff in Berlevåg schon weit fortgeschritten. Der Strom soll vom eigenen Windpark kommen. Ein Netzanschluss wäre aber trotzdem erforderlich. Und da könnte es knapp werden, wenn die Gasanlage ebenfalls viel Strom zieht.
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