Wie viele Moschusochsen gibt es überhaupt noch? Das ist nicht ganz leicht festzustellen, leben die meisten Tiere doch an eher unzugänglichen Orten. Eine neue internationale Studie, veröffentlicht in Ambio, kommt nun auf rund 170 000 Tiere in 55 verschiedenen Bestandsgruppen, die sich unterschiedlich entwickeln.
Moschusochsen sind extrem gut an Kälte angepasst. Die Art hielt sich natürlich nur in Kanada sowie in Nord- und Ostgrönland. Von Menschen umgesiedelte Tiere haben sich jedoch teilweise sehr gut in ihrem neuen Lebensraum entwickelt, zum Beispiel auf der russischen Taimyr-Halbinsel, wo früher schon einmal Moschusochsen lebten. Aus Grönland importierte Tiere leben auch im norwegischen Dovrefjell (244) und etwa zehn Tiere im Naturreservat Rogen in Schweden.
Die Studie wurde geleitet von Christine Cuyler vom Grönländischen Naturinstitut (Pinngortitaleriffik) und entstand in Kooperation mit Mitgliedern des Muskox Expert Network (Moxnet). Die 55 Bestandsgruppen sind unterschiedlich groß – von weniger als zehn Tieren bis mehr als 10 000. Die meisten Moschusochsen leben in ihrem ursprünglichen Gebiet im arktischen Kanada, 109 000 Tiere. Die größte Einzelgruppe ist allerdings mit mehr als 20 000 Tieren der Bestand in Kangerlussuaq, Grönland. Auf natürlichem Weg waren die Moschusochsen vermutlich wegen der Gletscher nicht nach Westgrönland gekommen. Die dort ausgesetzten Tiere entwickelten sich jedoch gut und werden auch bejagt. Insgesamt leben auf Grönland rund 39 500 Moschusochsen.
Verlässliche Zahlen schwer zu bekommen
Die Gesamtzahl von 170 000 liegt höher als bei früheren Untersuchungen. Dabei wurden allerdings auch Jungtiere mitgezählt, was nicht immer der Fall ist. In der Studie wird auch beschrieben, wie schwierig es ist, verlässliches Datenmaterial zu bekommen. Speziell für Grönland werden „schwieriges Gelände und finanzielle Probleme“ genannt. Außerdem wandern die Tiere über weite Gebiete, auch über Staatsgrenzen und Meereis. Anhand der vorliegenden Zahlen war es deshalb nicht immer möglich, zu beurteilen, ob ein Bestand wächst, stabil ist oder schrumpft. Bei den meisten grönländischen Gruppen ist es unsicher.
Als Gefahr für die Moschusochsen sehen die Forscher unter anderem die vergleichsweise geringe genetische Vielfalt der beiden heute vorkommenden Unterarten. Dies mache den Bestand anfälliger für Krankheiten. Durch den Klimawandel könnte das an große Kälte angepasste Tier außerdem ungünstigeren Bedingungen, neuen Nahrungskonkurrenten und nach Norden wandernden Raubtieren ausgesetzt sein. Sie fürchten außerdem einen Qiviut-Trend. Qiviut ist das extrem warme Unterfell der Moschusochsen, das inzwischen auch zu Kleidung verarbeitet wird – und bei einem entsprechenden Anreiz könne dies zu Wilderei führen. Umweltverschmutzung und Störung durch Touristen sind weitere Faktoren, die den Bestand gefährden könnten.
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