Grönland. Ist der Narwal-Bestand in Ostgrönland akut bedroht oder haben die Forscher nur nicht richtig gezählt? Eine Arbeitsgruppe der NAMMCO (North Atlantic Marine Mammal Commission) hat Alarm geschlagen und einen Fangstopp gefordert. Die Organisation der Fischer und Fänger bezweifelt die Zahlen. Darüber berichtete Sermitsiaq.
Dass der Bestand in Ostgrönland zurückgeht, ist keine neue Entdeckung. Zählungen des grönländischen Naturinstitutes (Pinngortitaleriffik) zeigten schon früher einen Rückgang. Deshalb hat NAMMCO eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe eingesetzt, die im Herbst einen Bericht verfasste und einen sofortigen Fangstopp empfahl, zumindest bis verlässlich bessere Zahlen vorliegen. Die Forderungen wurden von NAMMCOs wissenschaftlichem Kommittee übernommen und gestützt. Nur die Inuit dürfen Narwale fangen, nach den Quoten, die die grönländische Regierung beschließt.
Der Narwal-Bestand von Ostgrönland unterscheidet sich genetisch von dem in Westgrönland und dem um Spitzbergen. Zurzeit gehen die Wissenschaftler von drei Gruppen aus, die sich aber nicht stark unterscheiden und teilweise auch dasselbe Gebiet nutzen: Ittoqqortoormiit (Scoresby Sound) und Küste, letzte Schätzung laut Bericht 410, Kangerlussuaq (nicht zu verwechseln mit dem westgrönländischen Kangerlussuaq), letzte Schätzung 290, und Tasiilaq (210,was als möglicherweise zu optimistisch bezeichnet wird).
Klimawandel erschwert Narwal-Existenz
Für den Rückgang sehen die Forscher mehrere Ursachen: Längerfristig wurde mehr gejagt als nachhaltig gewesen wäre, das Wasser ist wärmer geworden und es gibt weniger Eis, was zu einer Veränderung des Nahrungsangebotes führt und sich insgesamt auf die an Kälte angepasste Art auswirkt, die Nahrungsmittelkonkurrenz durch südlichere Arten wie den Buckelwal wächst, außerdem die Störungen durch zunehmenden Schiffsverkehr und andere menschlichen Einflüsse. Ein Forschungsprojekt, für das Narwale mit Satellitensendern ausgestattet wurden, zeigte ihre Anfälligkeit für derartige Störungen.
Zahlen werden kritisch aufgenommen
Die Zahlen und die Empfehlung wurden in Grönland teilweise kritisch aufgenommen. Die Pläne der Regierung sahen bisher nur eine Reduzierung der Quoten vor, und schon dagegen protestierte die Organisation der Fischer und Fänger. Die örtlichen Fänger seien bei der Bestandsaufnahme gar nicht gehört worden. Auch zum Bericht in Sermitsiaq über den geforderten totalen Fangstopp in Ostgrönland äußerten sich einige kritisch, die Biologen seien nur kurze Zeit vor Ort und könnten die Menge gar nicht überblicken. Die Schätzungen beruhen allerdings auf der Kombination unterschiedlicher Datenquellen, darunter auch Luftaufnahmen.
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