Fishrot Files: Ermittlungen auf Island im Schneckentempo

Island. Vor drei Jahren enthüllten isländische Medien erstmals die Fishrot Files, deren Name Programm ist: Es geht um Korruption und dreckige Deals rund um die Aktivitäten der isländischen Fischereigesellschaft Samherji in Namibia. Zum Jahrestag meldete sich nun Transparency International und bemängelte, dass in Island noch kein Verantwortlicher zur Rechenschaft gezogen worden sei und dass es bisher keine Entschädigungen gegeben habe.

Samherji Schiff

Neues Schiff für Samherji- Foto Dagvidur, CC BY-SA 4.0

Die Fishrot Files waren 30 000 WikiLeaks zugespielte Dokumente, die zeigten, wie Samherji in Namibia vorging, um die gewünschten Fischquoten zu bekommen. WikiLeaks kooperierte außerdem mit mehreren Medien: Kveikur, das Investigativformat des isländischen Fernsehens (auf Englisch), das isländische Wochenblatt Stundin, die Tageszeitung The Namibian und Al Dschasira. Zwei Al Dschasira-Reporter recherchierten zusätzlich undercover. Der isländische Whistleblower, ein ehemaliger hochrangiger Mitarbeiter von Samherji, gab sich auch zu erkennen. In Namibia stehen zehn Personen vor Gericht, darunter zwei (ehemalige) Minister. In Island hatte sich Þorsteinn Már Baldvinsson, der Geschäftsführer von Samherji, zeitweise vom Amt zurückgezogen, sitzt inzwischen aber wieder auf gleicher Position. Die Ermittlungen in Island gehen nur langsam voran. Namibias Auslieferungsantrag für drei Isländer wurde abgelehnt.

Massive Auswirkungen auf die Fischerei in Namibia

Das aktuelle Statement von Transparency International Iceland und dem namibischen Institute for Public Policy Research erinnert daran, dass Samherjis Vorgehensweise massive Auswirkungen auf die namibische Fischerei gehabt hätten: Lokale Fischer verloren ihren Job. Samherji wird aufgefordert, Entschädigungen zu zahlen

Der Nebel über der isländischen Gesellschaft

Samherji hatte versucht, seinen Ruf mit einer Medienkampagne zu retten. Isländische Investigativ-Journalisten deckten dies auf und wurden plötzlich selbst von der Polizei vorgeladen. Dass Samherji ein großes Unternehmen in einem kleinen Land ist, scheint für die Ermittlungen nicht günstig – so kann man zumindest einige Äußerungen zum Jahrestag bei RUV interpretieren. Eine Kommunalpolitikerin aus Akureyri, wo sich das Hauptquartier befindet, beschreibt es als ein „Schleier oder Nebel“, der nicht nur über dem Unternehmen, sondern über der ganzen Gesellschaft liege.

Geldstrafe für norwegische Bank

In den Samherji-Skandal waren viele Länder und Gesellschaften eingebunden. Die norwegische Bank DNB musste im Mai 2021 eine Geldstrafe von 400 Millionen NOK zahlen, weil die norwegischen Anti-Geldwäsche Maßnahmen nicht ausreichend umgesetzt waren. Die Ermittlungen gegen die Bank wegen Geldwäsche wurden jedoch eingestellt.

So beschrieb der Ex-Mitarbeiter damals Samherjis Vorgehen: “Sie schrecken vor Bestechung nicht zurück und brechen das Gesetz, damit sie so viel Geld wie möglich aus dem Land schaffen können und hinterlassen nichts als verbrannte Erde und Geld in den Taschen einer korrupten politischen Elite.“

Früherer Artikel zum Thema: Isländische Fischereifirma In Namibia: Bestechung und Betrug

Dieser Beitrag wurde unter Island, Meer, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert