Finnland und Norwegen – die letzten Auswege ins Schengengebiet

Norwegen/Finnland/Russland. Es gibt nicht mehr viele Möglichkeiten, aus Russland zu fliehen. Seit vergangene Woche dort die Teilmobilmachung ausgerufen wurde, versuchen es viele dennoch. Die Grenzübergänge in Finnland und Norwegen ermöglichen noch den direkten Zugang ins Schengengebiet auf dem Landweg. Zum aktuellen Stand.

Russisch-finnische Grenze am östlichsten Punkt bei Hattuvaara, Ilomantsi. Dort verläuft sie über eine Insel. Foto Htm/ Wikimedia, CC BY 4.0

Es gab häufig geteilte Fake News zu Schlangen an der Grenze zu Finnland, sodass die finnischen Grenzbehörden sich schon gezwungen sahen, klarzustellen, dass Situation unter Kontrolle sei. Es gebe einen Anstieg an ausreisewilligen russischen Staatsbürgern, aber verglichen mit Zeiten vor Corona sei der Verkehr an der Grenze immer noch gering.  Die finnischen Grenzübergänge Nuijamaa, Vaalimaa und Imatra sind rund  200 Kilometer von St. Petersburg entfernt und somit vergleichsweise einfach zu erreichen. In der vergangenen Woche reisten laut Grenzschutz  38 444 russische Staatsbürger über einen dieser drei südlichen Grenzübergänge nach Finnland ein, eine Steigerung von 64 Prozent. Nicht alle sind auf der Flucht: Gleichzeitig verzeichnet die Statistik auch die Ausreise von 21 819 Russen Richtung Russland. Andere reisten weiter Richtung Schweden, wie erhöhte Zahlen auf der Fähre  zeigen.

Legale und illegale Wege nach Finnland

Die finnische Ausländerbehörde berichtete gegenüber Yle, vergangene Woche hätten 59 russische Staatsbürger den Antrag auf Asyl in Finnland gestellt, steigend nach der Teilmobilmachung und mit dem Argument, man wolle nicht in den Krieg geschickt werden.  Doch es sind nicht nur Russen, die die Grenzübergänge nutzen: An der Grenze wurden vergangene Woche auch 199 Anträge auf temporären Schutz nach der EU-Richtlinie gestellt, hauptsächlich von Ukrainern.

Für Russen ist die Einreise nach Finnland nur mit einem gültigen Visum möglich, was zunehmend schwieriger wird zu bekommen. Die 1300 Kilometer lange russisch-finnische Grenze durch die Wildnis kann deshalb dazu verlocken, es ohne zu versuchen. Der Grenzschutz von Kainuu nahm am Sonntag vier Personen fest, die bei Kuusamo versuchten, sich durchzuschlagen. Ihre Nationalität wurde nicht bekannt gegeben, sie wollten jedoch in Finnland Asyl beantragen.

Der Weg über Storskog nach Norwegen

Flughafen Kirkenes

Flughafen Kirkenes. Sowohl die finnische als auch die russische Grenze sind nah.

Ein weiterer Weg in den Westen ist der norwegische Grenzübergang Storskog bei Kirkenes, rund 200 Kilometer entfernt von Murmansk. Über diesen kam gerade Wladimir Prokuschew, Journalist der regierungskritischen Zeitung Nowaja Gaseta, die in Russland nicht mehr erscheinen kann und nun von Riga aus betrieben wird. Gegenüber dem Barents Observer berichtete er, dass er eine schnelle Entscheidung treffen musste – er befürchtete, eingezogen zu werden, weil er in der Vergangenheit zwei Jahre bei der Armee war. Ein anderer, der ebenfalls vor der Einberufung flüchtete und mit dem NRK sprach, wollte lieber anonym bleiben. Auch in Storskog ist die Zahl der Einreisenden gestiegen. Die zuständige Polizeichefin verweist gegenüber High North News aber darauf, man sei nicht einmal in der Nähe der Zahlen vor Corona – ähnlich wie die finnischen Kollegen.

Auch Norwegen hat die Visamöglichkeiten eingeschränkt.  Und da das Konsulat in Murmansk geschlossen hat, können die russischen Bewohner der Grenzregion ihre Sondergenehmigung für den kleinen Grenzverkehr auch nicht erneuern.

Die norwegisch-russische Grenze ist nur 198 Kilometer lang. In den vergangene Jahren hatte es dort keine Versuche gegeben, die Grenze illegal zu überqueren. Wie der Barents Observer berichtet, gab es in diesem Sommer aber schon zwei, insgesamt vier Personen kamen so nach Norwegen und beantragten Asyl.

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