Fagradalsfjall: Keine Schutzmaßnahmen für die Straße

Reykjanes (Island). Seit drei Monaten ist der Ausbruch am Fagradalsfjall nun in Gang. Klar ist bereits: Hört der Ausbruch nicht auf, ist die Straße Suðurstrandsvegur nicht zu retten. Islands Zivilschutz verzichtet auf Maßnahmen, weil sie teuer wären und wenig Aussicht auf Erfolg haben. Darüber berichtete RÚV.

Luftbild Fagradalsfjall Nátthagi

Im Vordergrund der Lavastrom aus den Geldingadalir. Rechts der aus den Meradalir. Foto Almannavarnir

Zwar produziert der Vulkan keine Fontänen mehr, aber die Lava fließt weiterhin stetig. Zuletzt wuchs die Schicht im Tal Nátthagi mit einem Meter pro Tag, so Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson bei RÚV. Es könnte deshalb sein, dass es nur noch zwei Wochen dauert, bis sie die Straße Suðurstrandsvegur erreicht. Und die Besitzer des ehemaligen Hofes Ísólfsskáli, heute als Freizeit- und Ferienhaus genutzt, bereiten sich darauf vor, dass sie in absehbarer Zeit Abschied nehmen müssen. Dahinter würde die Lava dann ins Meer fließen. Statt dem Suðurstrandsvegur müssten die Leute dann den großen Umweg über die Straße Reykjanesbraut nehmen.

Damm lenkt Lava von Tal Nátthagakriki ab

Ganz kampflos wollen sich die Isländer allerdings nicht der Lava ergeben. So wurde ein 200 Meter langer Damm gebaut, der sie davon abhalten soll, auch in das Tal Nátthagakriki zu fließen. Von dort aus könnte sich die Lava breit verteilen und wäre noch schlechter zu stoppen. Grindavík, die Blaue Lagune  und das Kraftwerk Svartsengi liegen in diese Richtung. Diese Orte liegen zwar nicht in unmittelbarer Gefahrenzone. Doch dauert der Ausbruch länger an, könnte die Lava auch sie erreichen. Bisher hält der Damm und kanalisiert den Fluss in Nátthagi. An weiteren Maßnahmen zum Schutz der Orte und der Infrastruktur werden geplant.

Ausbruch über mehrere Jahre oder Jahrzehnte?

Lavamodell Nátthagi

Lavaflussmodell für 3,1 Millionen Kubikmeter und für 29 Millionen Kubikmeter. Quelle: Veðurstofa/ Háskola Íslands

Im Moment deutet einiges darauf hin, dass der Ausbruch länger dauern könnte. Für den Geophysiker Magnús Tumi Guðmunds­son in mbl.is sieht alles danach aus, als würde sich der Ausbruch zu einem Schildvulkan entwickeln. Schildvulkane entstehen durch heiße, dünnflüssige Lava, die aus immer demselben Krater fließt, über längere Zeit. Ein bekanntes Beispiel dafür auf Island ist der Skjaldbreiður, der vor etwa 9000 Jahren entstand, in einem Zeitraum von 30-100 Jahren. Und Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson erinnert in diesem Video daran, dass sich nach den vorliegenden Daten auf Reykjanes früher lange Pausen mit langen Phasen vulkanischer Aktivität ablösten, die 200 bis 400 Jahre andauern konnten. Seit 800 Jahren hatte es auf der Halbinsel keine Eruption mehr gegeben – bis vor drei Monaten.

Leichtsinnige Besucher klettern auf frischer Lava

Da der Vulkan abgelegen liegt, die Eruption vergleichsweise klein ist und außerdem zumindest teilweise bewacht wird, gab es bisher keine menschlichen Opfer. Allerdings geben sich immer wieder Besucher Mühe, die Ersten auf dieser Liste zu werden, indem sie auf oberflächlich erkalteter Lava herumklettern. Unter einer dünnen Kruste kann die Lava allerdings durchaus noch 1000 Grad heiß und flüssig sein. Der Vorsitzende der Rettungsmannschaft Þor­björn, die dort Aufsicht hält und auch verletzten Wanderern hilft, stellte in mbl. is klar, dass sie nicht Leuten zu Hilfe kommen werden, die auf der Lava herumklettern. „Wir gehen da nicht hin. Das ist einfach so. ­Ich habe Familie, und ich gehe da nicht drauf.“

Früherer Artikel zum Thema: Beide Täler laufen über: Mehr Lava unterwegs Richtung Straße

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