Färöer wegen Delfinjagd erneut in der Kritik

Färöer. Die Färöer sind mal wieder mit ihrer blutigen Tradition in der internationalen Kritik. 1428 Weißseitendelfine wurden bei der jüngsten Jagd getötet. Neben der außergewöhnlich hohen Anzahl sind auch die Methoden in der Diskussion – sogar auf der Inselgruppe selbst. Update 21.30 Uhr: Die Politik will nun die Delfinjagd überprüfen.

Delfinjagd

Nach der Delfinjagd am 12. September. Foto Sea Shepherd

Ohne die Jagd auf Meeressäuger hätten die Färinger in den vergangenen Jahrhunderten nicht überlebt. Hauptsächlich werden Pilotwale gejagt, aber eben auch mal Delfine. Für Außenstehende wirkt die Methode fremd und brutal: Mit kleinen Schiffen werden Wal- oder Delfinschulen in eine Bucht getrieben und dann im flachen Wasser von Leuten am Strand getötet. Verteidiger dieser Meeressäugerjagd verweisen darauf, die Tiere würden mit speziellen Werkzeugen schnellstmöglich getötet. Und verweisen auf die Massentierhaltung auf dem Festland. Die Jagd auf Meeressäuger ist auf den Färöer keine kommerzielle Angelegenheit: Es beteiligen sich viele, und das Fleisch wird hinterher nach einem Schlüssel in der Bevölkerung aufgeteilt.

Minister contra Zeugen und Bilder

Fischereiminister Jacob Vestergaard von der konservativen Volkspartei (Fólkaflokkurin) sagt zwar, dass auch die jüngste Jagd im Skálafjørður korrekt abgelaufen sei. Dagegen sprechen die Aussagen von Augenzeugen und die Bilder von Sea Shepherd. Laut der Augenzeugen soll das Schlachten aufgrund der großen Menge zu lange gedauert haben und teilweise auch nicht sauber ausgeführt worden sein, sodass die Tiere lange leiden missten. Die Bilder zeigen außerdem einige Delfine mit Verletzungsspuren durch Boote. Selbst der frühere Vorsitzende einer lokalen Jagdvereinigung zeigte sich schockiert – damit werde die Arbeit zunichte gemacht, mit der man um Akzeptanz gekämpft habe. Es wird auch über die Frage diskutiert, ob die Delfine nicht mit einem mønustingari hätten getötet werden sollen wie Pilotwale statt mit einem Messer.

Zeit der Delfinjagd vorbei auf den Färöer?

Das färöische Fernsehen sendete sogar eine Diskussion zwischen dem Fischereiminister und dem sozialdemokratischen Folketing-Politiker Sjúrður Skaale. Skaale meinte, es sei die Zeit gekommen, dass man darüber nachdenken müsse, ob man weiter Delfine jagen sollte.  Die Jagd auf Delfine ist nach einer früheren Umfrage von KvF in der Bevölkerung auch weniger beliebt als die auf Pilotwale.

Das Fleisch der Delfine ist inzwischen aufgeteilt und die Reste werden entsorgt. Das meiste wird ist Wasser gezogen, aber der verbliebene Speck wird laut KvF verbrannt, weil er schwimmt.

Update 21.20 Uhr: Immer mehr Organisationen und Unternehmen äußerten sich kritisch über die jüngste Jagd. KvF meldete heute, der färöische Regierungschef Barður Nielsen habe sich dafür ausgesprochen, die Rolle der Delfinjagd zu überprüfen.

Früherer Artikel zum Thema: Jagd auf Delfine wird für die Färöer zur PR-Katastrophe

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