Expedition findet blubbernde Methanblasen vom Meeresgrund

Russland. Dass bei tauendem Permafrost Methan entweicht, ist bekannt. Das gilt aber nicht nur für das Land, sondern auch für den Meeresboden. Dort finden sich außerdem Methanhydrate. Eine russisch-schwedische Expedition in den sibirischen Randmeeren konnte aufsteigende Methanblasen nun mit eigenen Augen beobachten. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Ausstoß ein neues Niveau erreicht hat.

Akademik Keldysch

Die Akademik Keldysch unterwegs. Foto ISSS 2020

In der International Siberian Shelf Study (ISSS) forschen mehrere russische Institutionen und die Universität Stockholm seit  15 Jahren gemeinsam zu Klimaveränderungen in der Arktis. Die jüngste Expedition startete am 26. September in Archangelsk an Bord der Akademik Keldysch und führte sie in die Laptewsee und die Ostsibirische See. Hauptziel war, den Kohlenstoffzyklus dort zu studieren, mit Hinblick auf weichenden Permafrost am Meeresgrund sowie die Destabilisierung der Methanhydrate am Kontinentalhang. Bei beiden Prozessen können Klimagase entweichen. In diesen Randmeeren waren frühen schon hohe Methangehalte im Wasser gemessen worden. Dies bestätigte sich nun umso deutlicher.

Tauender Permafrost und destabilisierte Methanhydrate

Die potenziellen Methanquellen im Meeresboden sind weniger zugänglich als die an Land. Die Forscher fanden in den flacheren Bereichen von Laptewsee und Ostsibirischer See Krater und Methan-Entweichungen. Diese ehemaligen Tundra-Gebiete wurden erst nach der Eiszeit überflutet und reagieren nun offenbar ähnlich wie die trockengebliebenen, nachdem das Wasser wärmer geworden ist. Eine weitere potenzielle Quelle ist Methanhydrat am Kontinentalhang. Methanhydrat (Methaneis) benötigt hohen Druck und tiefe Temperaturen. Die Expedition konnte dort nun am Rand der Laptewsee erstmals dokumentieren, dass dort Methan entweicht, 500 Kilometer entfernt von der Küste.

Methanblasen mit bloßem Auge sichtbar

Das 60-köpfige Team an Bord der Akademik Keldysch unternahm zwar Millionen von Messungen in Luft und Wasser mit den verschiedensten Methoden. Sie konnten Methanausbrüche jedoch auch mit bloßen Augen sehen. Eine Schilderung davon gibt es auf der Internetseite der Universität Tomsk (englisch). Expeditionsleiter Igor Semiletow berichtet dort, er habe in seinen 45 Arktisexpeditionen noch nicht so etwas erlebt. Statt mit komplizierten Instrumenten konnte das Team das Methan-Wasser mit Eimern schöpfen und das Gas direkt abfüllen. Ein Video der Blasen zeigt SVT.

Folgen für das Klima?

Methan ist bekanntlich ein Gas, das den Treibhauseffekt noch stärker vorantreibt als Kohlendioxid. Der aufgrund des menschengemachten Klimawandels tauende Permafrost könnte den Prozess also massiv verstärken. Dass das Wasser in der Region wärmer geworden ist, zeigte sich nicht zuletzt darin, .dass die Laptewsee in diesem Jahr extrem langsam und spät zufror. Semiletowas schwedischer Kollege Örjan Gustafsson vermutet, dass nun eine Schwelle überschritten ist, sodass das Methan aus dem Meeresboden und aus den Methanhydraten beginnt zu entweichen. (weitere Quellen Universität Tomsk, The Guardian).

In „Der Schwarm“ von Frank Schätzing, 2004 erschienen, destabilisieren mutierte Würmer das Methanhydrat am norwegischen Kontinentalhang und lösen dadurch einen Tsunami aus. Die mutierten Würmer braucht es dafür aber offenbar gar nicht mehr.

So sehen die Methanblasen aus:

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