Arktisches Meereis weiter auf Minimum-Kurs

Arktis. Das norwegische Küstenwachschiff KV Svalbard befindet sich auf dem Weg nach Osten, um in der Beaufort See Forschungmessbojen aus dem Wasser zu holen. Die KV Svalbard kommt gut voran und kann sich weit nördlich halten: Auch sechs Wochen nach dem Meereis-Minimum ist auf der eurasischen Seite nämlich nicht so viel zugefroren.

Meereis Kurve 2020

Die hellblau 2020-Kurve geht nur langsam nach oben. Vergrößerbar. Quelle NSIDC

Für das langsame Eiswachstum ist laut Meereisportal ein ausgeprägtes Hochdrucksystem über Sibirien verbunden mit einem Tiefdrucksystem über Spitzbergen verantwortlich. So gerate wärmere Luft über den arktischen Ozean und das Wasser kühle nicht ab. Es sei jetzt drei Grad wärmer als das langjährige Mittel, was die Neueisbildung behindere. Schon den ganzen Sommer über war es an der sibirischen Küste zu warm. Seit zwei Wochen zieht die Wachstumskurve des arktischen Meereises ihren eigenen Weg außerhalb aller bisherigen: Noch nie seit Beginn der Satellitenmessungen gab es um diese Zeit so wenig Eis, speziell nicht auf den russischen Randmeeren. Dabei war diese Region einmal die „Kinderstube“ des arktischen Meereises. Wäre die Polarstern erst in diesem Jahr zur Expedition MOSAiC gestartet, so kann man nun spekulieren, hätte sie am Rand der Laptewsee möglicherweise gar keine taugliche Scholle gefunden, um daran festzumachen und all die Messgeräte aufzustellen.

Eis reichte nicht für Eisbrecher-Test

Arktika

Der neue russische Atomeisbrecher Arktika im Eis, mit Eisbär. Foto Andrei Jakowlew/Atomflot

Von der schlechten Eissituation am Nordpol in diesem Sommer hatte die Polarstern-Crew mit eindrucksvollen Fotos berichtet. Einige Wochen später war der neue russische Atomeisbrecher Arktika dort auf Testfahrt. Während das Schiff noch unterwegs war, wurde eine Pressemitteilung veröffentlicht, die besagte, das Schiff habe auf dem Weg zum Nordpol auch drei Meter dicke Eisschollen gebrochen. Wie TASS und der Barents Observer nun berichten, war das voreilig: Der Eistest müsse wiederholt werden, das Eis sei nur 1,1 bis 1,2 Meter dick gewesen und habe keinen Widerstand geleistet. Man habe eine Drei-Meter-Scholle gesucht und nicht gefunden, so der Kapitän. Die neue Arktika soll drei Meter Eis brechen können.

Schnelle Fahrt für die norwegische Mission

Für die KV Svalbard ist das jetzt  praktisch: Norwegens eistaugliches Küstenwachschiff kann sich nördlich der üblichen Nordostpassage halten. Die Fahrt sei aber mit der russischen Küstenwache abgesprochen, so der Barents Observer. KV Svalbard springt für den amerikanischen Eisbrecher Healy ein, der nach einem Feuer in einem Motor ausgefallen ist. Die Messbojen, die aufgesammelt werden sollen, haben Daten für das internationale Klimaprojekt CAATEX (Coordinated Arctic Acoustic Thermometry Experiment) gesammelt. Auch Wissenschaftler sind deshalb an Bord. Der einfache Weg beträgt 5700 Seemeilen.

Für die Eisbären an der Küste bedeutet das langsame Eiswachstum allerdings noch länger einen leeren Magen.

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