Ewigkeitschemikalien PFAS auf Spitzbergen

Spitzbergen (Norwegen). Man nennt sie PFAS – eine Gruppe von mehreren tausend Chemikalien, die seit Jahrzehnten verwendet werden, extrem schädlich, aber auch extrem haltbar sind. Bisher sind nur wenige Verbindungen aus dieser Gruppe verboten, über weitere wird in der EU gerade diskutiert. Zu den Orten, wo sie bereits in hoher Dosis nachgewiesen wurden, gehört selbst das abgelegene Spitzbergen: auf dem Flugplatz ebenso wie in Tieren und im Eisbohrkern. Darüber berichtete NRK.

eisbärenschild

Spitzbergen. Foto Thomas Christiansen

Beim Flughafen von Longyearbyen ist bekannt, wie PFAS dorthin kamen: Sie waren in dem fluorhaltigen Feuerlöschschaum enthalten, der dort bis 2012 bei Brandschutzübungen verwendet wurde. 32 Kilogramm PFAS sollen dort laut NRK im Boden sein. Der Flughafengesellschaft Avinor ist nun von der Umweltbehörde auferlegt worden, den Boden zu sanieren. Die Kosten betragen voraussichtlich 114 Millionen NOK, umgerechnet 10,5 Millionen Euro.

PFAS steht für „per- and polyfluoroalkyl substances“, per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Es handelt sich um seit den späten 1940er Jahren industriell hergestellte Chemikalien, die in zahlreichen Branchen verwendet werden, von der Bekleidungs- bis zur Kunststoff- oder Papierindustrie, um bestimmte Produkteigenschaften zu erzielen. Wegen ihrer langen Haltbarkeit werden sie auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt. Eine Reihe diese Verbindungen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Zum Beispiel bei Jørn Dybdahl: Der Norweger betrieb unter anderem 25 Jahre lang einen kleinen Pferdehof bei Longyearbyen. 2013 erhielt er die Diagnose  Nierenkrebs. Der Stall lag neben dem früheren Brandschutz-Übungsplatz. Doch erst 2021 erfuhr er, was dort im Boden lag.

PFAS reist durch die Luft in die Arktis

Doch der fluorhaltige Brandschaum ist nicht die einzige PFAS-Quelle auf Spitzbergen. Ein Eisbohrkern aus Lomonosovfonna, einer Eiskappe auf 1198 Metern Höhe, wurde auf 45 PFAS-Chemikalien untersucht und enthielt 26 davon. Das zeigt eine neue Studie einer internationalen Forschergruppe unter Leitung des Oxford-Wissenschaftlers William Hartz, die nun veröffentlicht wurde. Die Stoffe und ihre Vorläufer wurden über die Luft nach Spitzbergen transportiert und landeten mit Regen oder Schnee auf dem Eisfeld. Über das Schmelzwasser geraten sie wieder im Umlauf. Da die Temperaturen auf Spitzbergen überdurchschnittlich steigen, schmilzt auch mehr Eis. Dass die Eisbären der Barentssee Umweltgifte, unter anderem PFAS, in sich tragen, zeigte schon eine frühere norwegische Studie.  In der EU wird nun über weitere Verbote diskutiert – doch die Chemikalien, die schon in Umlauf sind, werden lange nicht verschwinden.

Mehr zum Thema Verschmutzung in der Arktis:

Ungesunde Eisbär-Diät: Giftstoffe und Plastik

Dieser Beitrag wurde unter Arktis, Biologie, Klima, Meer, Norwegen, Spitzbergen, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert