Spitzbergen (Norwegen). Damit eine Moltebeere ausreift, braucht sie Temperaturen um die zehn Grad und etwas Regen. Bisher konnte Spitzbergen keine ausreichenden Bedingungen dafür bieten, in diesem Jahr aber offenbar schon. Ein Jäger fand 20-30 Stück im Colesdalen. Das meldete das Norwegische Polarinstitut.
Moltebeeren-Pflanzen wurden schon vor mehr als 100 Jahren auf Spitzbergen dokumentiert. Vegetationsforscherin Virve Ravolainen vom Norwegischen Polarinstitut sah jedoch bisher trotz zahlreicher Expeditionen nicht einmal unreife Beeren daran. Der Fund des Jägers im Colesdalen – reife Moltebeeren – sei deshalb ziemlich sensationell, findet sie. Bisher gab es Moltebeerenfunde höchstens als Gerücht, und „die Beweismittel wurden verschluckt“.
Der Finder selbst führt seine Entdeckung auf den diesjährigen rekordwarmen Sommer zurück. Die Durchschnittstemperatur im Juli am Flughafen Longyearbyen toppte alle bisherigen Messungen und überschritt mit 10,1 Grad außerdem die Marke eines „arktischen“ Monats. Auch die gesamte Sommerperiode von Juni bis Ende August war wärmer als bisher dokumentiert. Gute Vorbedingungen, um bis September Beeren ausreifen zu lassen. Über den Fundort ist Wissenschaftlerin Ravolainen nicht überrascht: Er sei einer der fruchtbarsten auf ganz Spitzbergen und die südlichen Hänge könnten warm werden. Nicht weit entfernt davon hatte Polar-Pionierin Hanna Resvoll Holmsen schon 1908 Blüten fotografiert.
Moltebeeren auf Spitzbergen nicht pflücken
Auf dem Festland, in Norwegen, Schweden oder Finnland, sind Moltebeeren eine beliebte Delikatesse aus der Natur, und das Jedermannsrecht erlaubt das Sammeln – fast – überall. Sollte jemand auf Spitzbergen das seltene Glück haben, Moltebeeren zu finden, dürfen sie dagegen nicht gepflückt werden. Sie sind wie alle Pflanzen dort geschützt und gelten auch als gefährdet. Denn sie haben eine geringe genetische Variation – für eine größere Variation bräuchten sie die reifen Beeren.
Während die Moltebeere auf Spitzbergen nun möglicherweise eine Gewinnerin des Klimawandels auf Spitzbergen ist, haben andere Pflanzen und Tiere Probleme damit. Ungünstig ist beispielsweise das instabil gewordene Winterwetter. Wenn sich statt des schützenden Schnees eine Eisschicht über den Boden legt, beschädigt dies die Pflanzen und verhindert auch, dass Tiere am Boden noch auf Futter zugreifen können.
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