Gibt es Polarlicht-Hurrikans in der oberen Atmosphäre? Ja, es gibt Daten zu einem solchen Phänomen aus dem Jahr 2014 über dem nördlichen Polargebiet, das sich über acht Stunden lang hielt. Dies fanden der chinesische Forscher Qing-He Zhang und sein internationales Team heraus. Die Erscheinung wurde „Space Hurricane“ getauft. Ein Artikel dazu ist gerade in Nature erschienen.
Qing-He Zhang forscht an der Universität Shandong unter anderem zu Polarlichtern und Sonnenphysik. Über Mars, Saturn, Jupiter und Sonne hätten Astronomen im Weltraum Wirbelstürme entdeckt. Über der Erde war dies bisher nicht beobachtet worden, was ihn neugierig machte, wie er der Nature Astronomy Community schreibt. Beim Space Hurricane sind es nicht Luftmassen, sondern elektromagnetische Teilchen des Sonnenwindes, die sich wirbelförmig in Bewegung setzen – und zwar unter geomagnetischen Bedingungen, die normalerweise keine starke Aktivität erwarten lassen. Dabei entsteht dann ein wirbelförmiges Polarlicht. Gefunden wurde der Space Hurricane bei der Analyse von Satellitendaten. Er hatte einen Durchmesser von 1000 Kilometern. Nach acht Stunden verfiel er und vermischte sich mit dem abendseitigen Polarlichtoval.
Lücken im Weltraumwetter
Für Menschen klingt der Weltraumwirbelsturm angenehm harmlos, schließlich ist er mehrere Hundert Kilometer weit weg. Doch so einfach ist es nicht, darauf weisen die beiden norwegischen Co-Autoren Jøran Moen und Kjellmar Oksavik in ihrer Pressemitteilung zum Artikel hin. Jøran Moen ist Direktor des Universitätszentrums auf Spitzbergen (UNIS), Kjellmar Oksavik forscht für UNIS und das Birkeland Center for Space Science Bergen. Sie betonen, es sei nun noch wichtiger, das Weltraumwetter gut zu überwachen. Denn kritische Einrichtungen, die auf Satelliten oder Radiowellen angewiesen sind, könnten durch einen Space Hurricane beeinträchtigt werden. Bisher habe man in geomagnetisch ruhigen Zeiten weniger überwacht. Doch offenbar habe man gerade eine neue Form der Wechselwirkung von Sonnenwind, Ionosphäre und Magnetosphäre gesehen. Damit habe man möglicherweise ein neues Puzzleteil dazu entdeckt, wie Erde und Weltraum einander beeinflussen.
Früherer Artikel zum Thema: Das besondere Tag-Polarlicht von Spitzbergen