Eis mit Ruß: Grönland diskutiert über Schweröl

Grönland. Die Eisinsel ist zunehmend Ziel von Kreuzfahrten. An Bord Menschen, die die großartige Natur Grönlands erleben wollen. Doch ein Teil dieser Schiffe fährt mit dem dreckigsten Treibstoff, den es gibt: Schweröl. Darüber wird in Grönland nun diskutiert – und über die Untätigkeit der Regierung.

Grönland

Verzichtet auf Schweröl: Hurtigruten-Schiff vor Ilulissat Foto Thomas Christiansen

Ende Juli war Kåre Press-Kristensen, ein Vertreter der dänischen Umweltorganisation Det Økologiske Råd, in Grönland und maß die Schadstoffe in der Luft. Außerhalb der Ortschaften sei die Luft so sauber, wie man sie sonst nur noch in abgeschlossenen Höhlensystemen in Ungarn finde, so das Fazit des Ingenieurs, der auch zum Thema Luftverschmutzung an Dänemarks Technischer Universität lehrt. Der Teil der Kreuzfahrtschiffe, die mit Schweröl fahren, richteten jedoch großen Schaden an. Darüber schrieb er in Sermitsiaq.AG und sprach auch mit KNR. Seine Forderung: Verbietet Schweröl in der Arktis. Das fand vor Ort ein breites Echo.

Ein mittleres Kreuzfahrtschiff, das mit Schweröl ohne Reinigung fahre, so Press-Kristensen, brauche etwa 55 Tonnen am Tag und verunreinige die Luft mit Schwefel und Stickoxide  bei einer einzigen Tour in Grönland so stark wie die Müllverbrennung in Nuuk das ganze Jahr. Größere schluckten bis zu 125 Tonnen und produzierten in kurzer Zeit die Schadstoffe von zwei Jahren Müllverbrennung.

Inlandseis

Damit das Eis weiß bleibt. Inlandseis bei Kangerlussuaq. Foto Thomas Christiansen

Die Forderung ist nicht neu: Unter dem Label Clean Arctic Alliance haben sich eine ganze Reihe Umweltorganisationen zusammengeschlossen, um gemeinsam bei der IMO (International Maritime Organisation) das Ende des Schweröls in der Arktis zu fordern. In der Antarktis ist es bereits verboten. Bei der Verabschiedung des Polar Codes, der Richtlinien für Schiffe in Polargebieten der IMO, der 2017 in Kraft trat, war ein generelles Schweröl-Verbot noch nicht durchsetzbar gewesen. Diese Forderung hat bereits eine ganze Reihe von Unterstützern – die erste war die Reederei Hurtigruten, die auf Schweröl verzichtet. Neben der Luftverschmutzung geht es dabei auch um den Ruß auf Eis und Schnee, der das Schmelzen beschleunigt, und die besonders langwierigen Folgen von Unfällen mit Schweröl in dem kalten Klima.

Regierung hat sich noch nicht geäußert

Man müsste auch nicht auf die IMO warten: In den Gewässern um Dänemark ist Schweröl verboten, gleiches gilt für Spitzbergen. In einigen norwegischen Fjorden darf bald nicht einmal mehr mit normalem Diesel gefahren werden. Grönland hat allerdings bisher nicht einmal offiziell Stellung genommen zu dieser Frage – und vorher kann Dänemark, das Grönland bei der IMO mit repräsentiert, auch nicht für Grönland sprechen. Die Oppositionspolitikerin Sara Olsvig erhielt auf eine Anfrage die Antwort, die Folgen eines Verbotes seien noch nicht genug untersucht.

Darüber empörte sich nun ein Wissenschaftler des Dänischen Zentrums für Umwelt und Energie der Universität Aarhus, das der grönländischen Regierung Informationen zum Thema Schweröl geliefert hatte. Die Frage sei ausreichend untersucht, und die Empfehlungen seien eindeutig. Das Institut plädiert für Diesel statt Schweröl.

Auch Grönlands Frachtschiffe fahren mit Schweröl

Ein Grund für das zögerliche Vorgehen der Regierung könnte die eigene Betroffenheit sein: Die staatseigene Reederei Royal Arctic  Greenland (RAL) benutzt auch Schweröl. Da sie damit aber keine dänischen Häfen anlaufen dürfen, haben sie ohnehin bereits Dieseltanks eingebaut. Der RAL-Direktor sagte zu KNR, eine komplette Umstellung auf Diesel würde die Frachtpreise um zehn Prozent steigen lassen. Allerdings würde er ein kollektives Schweröl-Verbot durchaus befürworten – nur keinen Alleingang.

Bis die IMO soweit ist, wird es noch dauern. Immerhin ist bereits beschlossen, dass der Schwefelgehalt im Schweröl ab 2020 deutlich niedriger sein muss.  Wer eine Kreuzfahrt plant, muss aber nicht auf die IMO warten: Er kann einen Anbieter wählen, der auf Schweröl verzichtet.

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