Einreise nach Island: Test-Kapazitäten in Gefahr

Island. Bisher hat Island seine Einreisenden alle auf das Coronavirus testen können – dank kräftiger Unterstützung des privaten Genforschungslabors deCode. Doch nun hat der Geschäftsführer angekündigt, die Kooperation nur noch bis zum 13. Juli fortzuführen. Das isländische Landeskrankenhaus hat aber zurzeit nicht die Kapazitäten, um im selben Ausmaß zu testen. Was heißt das für die erwarteten Touristen? Update 18.30 Uhr: Zukünftig sollen mehr Proben gleichzeitig getestet werden, um die Kapazität zu erhalten, meldet RÚV.

Allmannagjá

Allmannagjá, Þingvellir

In einem offenen Brief in Vísir am vergangenen Sonntag begründete deCode-Geschäftsführer Kári Stefánsson, warum er aussteigen will. Zum einen findet er, dass die isländische Regierung zu langsam darin ist, eigene Kapazitäten aufzubauen, die die Erforschung und Überwachung dieses neuen Virus in die Hand nehmen. Sein Personal könne nicht ewig die Lücken füllen und die eigentlichen Aufgaben vernachlässigen. Zum anderen äußerte er Verärgerung darüber, dass zwar fest mit der Hilfe seines Labors gerechnet werde, er aber in Planungen nicht eingebunden werde. Einen ähnlichen Vorwurf hatte er bereits beim Aufbau der Testkapazitäten am Flughafen geäußert. Damals hatte er dann doch eingelenkt. Aktuell arbeiten laut Frettablaðið 18 vom Landeskrankenhaus angestellte Personen im Labor von deCode mit der Analyse von Coronatests.

Was wird aus den Tests bei der Einreise?

Bei der gestrigen Pressekonferenz stellte Islands Infektionsschutzarzt die Möglichkeiten vor, mit denen die Kapazität des landeseigenen Labors gesteigert werden könne, um die Einreise weiterhin ohne große Verzögerungen zu ermöglichen:

  • Eine Möglichkeit ist, ein Verfahren anzuwenden, bei dem zehn Proben gleichzeitig ausgewertet werden. Ist ein positives Ergebnis darunter, müssten die Proben allerdings alle noch einmal einzeln ausgewertet werden. Dies sei beispielsweise in Deutschland angewendet worden. Es sei möglicherweise nicht so sensitiv wie das bisherige isländische Verfahren. Diese Variante soll nun auch gewählt werden.
  • Eine andere Möglichkeit sei, Touristen aus bestimmten Herkunftsländern vom Test zu befreien. Dies gilt bisher nur für Flüge aus Grönland und den Färöer, die coronafrei sind.

Die Kooperation mit deCode ermöglichte eine Kapazität von 2000 Proben am Tag. Diese Grenze wurde am Samstag mit 1941 Einreisetests fast erreicht. Bisher wurde noch keinem Flugzeug abgesagt. Das Labor des Landeskrankenhauses hat eine Kapazität von 500 Proben am Tag. Eine Ausweitung war zwar geplant, bestellte Geräte seien aber noch nicht angekommen, weil sie derzeit überall nachgefragt seien. Kári Stefánsson ist allerdings der Meinung, es sei innerhalb der Woche zu schaffen, das entsprechende Gerät zu besorgen.

Bisher 24 265 Einreisetests

Bisher lief die Öffnung Islands fast plangemäß. Der Ausfall von deCode setzt die isländischen Behörden nun unter Druck, die Kapazitäten auszuweiten. Seit dem 15. Juni wurden bei der Einreise auf dem Flughafen Keflavík oder auf der Fähre in Seyðisfjörður 25.950 Tests durchgeführt (bis 7.7.). Darunter gab es 59 positive Ergebnisse. Bei der Mehrzahl davon wurden allerdings im Folgetest auch Antikörper nachgewiesen, sie galten als nicht mehr ansteckend. Elf hatten eine aktive Infektion und mussten in Isolation. Bei fünf Personen steht das Ergebnis des Antikörpertests noch aus Im gleichen Zeitraum gab es elf Infektionen im Land, unter anderen durch eine eingereiste isländische Fußballerin.  Isländer sollen deshalb nun zwei Mal getestet werden. Aktuell sind 20 Personen in Isolation. (Letzter Stand 8.7., 18.30 Uhr)

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