Der unsinkbare Flugzeugträger Island

Island. Gerade hat US-Präsident Donald Trump einen Verteidigungshaushalt von 700 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Darin befinden sich auch 14 Millionen Dollar, die nach Island gehen sollen: Die strategisch günstig gelegene Atlantikinsel ist bei der NATO wieder gefragt.

Küstenwache

Seit dem Abzug der NATO-Basis kümmert
sich Island allein um seine Küstenwache.

2006 hatte die NATO ihre Basis im isländischen Keflavík aufgegeben. Nach dem Ende des kalten Krieges und dem Zerfall der Sowjetunion schien diese nicht mehr wichtig. Ein Teil des ehemaligen NATO-Basis-Geländes ist jetzt ein Gewerbepark. Es wurden und werden allerdings weiterhin phasenweise Manöver von dort aus dort durchgeführt.

Die Situation hat sich bekanntlich seitdem verändert. Und die Zeit, die NATO-Flugzeuge auf Island verbringen, ist wieder deutlich gestiegen. Waren es 2014 noch 20 Tage, sind es 2017 bisher schon 122 Tage, wie RUV zeigt.  Zweck der Einsätze ist, nach russischen U-Booten Ausschau zu halten, die vermehrt im Atlantik gesichtet wurden. Die 14 Millionen Dollar sollen dafür verwendet werden, die alten Hangars für die neuen P8-Poseidon-Flugzeuge umzubauen.

Island trat 1949 der NATO bei unter der Bedingung, keine eigene Armee unterhalten zu müssen. Dafür stellte Island ein Gelände bei Keflavík für eine Militärbasis zur Verfügung. Das Land hatte sich erst 1944 für unabhängig erklärt. Zuvor hatte es einen Autonomiestatus innerhalb des dänischen Reiches inne gehabt, ähnlich wie heute Grönland und die Färöer. Im Zweiten Weltkrieg besetzte Hitlers Armee Dänemark und die Briten Island, später dann die USA.

Die Einrichtung einer NATO-Basis in dem jungen Staat war in der Bevölkerung stark umstritten. Vor diesem Hintergrund schrieb der spätere Literatur-Nobelpreisträger und Basis-Kritiker Halldór Laxness  den Roman „Atomstation“ („Atómstöðin“).

Als die Basis 2006 geschlossen wurde, gab es erneut heiße Diskussionen. Denn damit verloren auch mehrere hundert isländische Zivilisten dort ihre Arbeitsplätze. In seinem Buch „Traumland„, original „Draumaladið“, versucht der isländische Schriftsteller Andri Snær Magnason, seinen Landsleuten Mut zu machen und sie zur Kreativität anzuregen – und von dem Großprojekt Kárahnjúkar-Staudamm und einer weiteren Aluschmelze abzuhalten. Es gebe andere Wege, Geld zu verdienen, als der Arbeitsplätze wegen die Natur zu zerstören. Die Kárahnjúkar-Frage spaltete die Gesellschaft, aber letztlich wurde der Damm und auch das nächste Aluwerk gebaut.

Die GIUK-Lücke

Nun rückt Island mit seiner strategisch wichtigen Lage an der GIUK-Lücke (Grönland-Island-UK) wieder in den Blick von USA und NATO. Warum, ist logisch: „Island ist der Schlüssel“ wird Magnus Nordenman vom Atlantic Council gerne von Medien zitiert, „Es ist der unsinkbare Flugzeugträger in der Mitte des Atlantiks, von dem aus man starten kann.“ Schon im Zweiten Weltkrieg war dieser „Flugzeugträger“ begehrt – damals ging es um deutsche U-Boote.

Die neue isländische Premierministerin Katrín Jakobsdóttir entstammt eigentlich einer Partei, die den Austritt aus der NATO im Programm hat, den Links-Grünen. Dazu wird es jedoch schon wegen der NATO-freundlichen Koalitionspartner nicht kommen. Sie wünscht sich allerdings Aufklärung über die amerikanischen Pläne. Laut Außenminister Guðlaugur Þór Þórðarson (Unabhängigkeitspartei) bei RUV ist eine erneute dauerhafte Präsens nicht geplant.

 

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