Der Skrei kommt – wer verarbeitet ihn?

Nordnorwegen. Vor den Vesterålen ist er schon, auf den Lofoten wartet man noch auf den Skrei. Der geschlechtsreife Kabeljau aus der Barentssee wandert jedes Jahr an die norwegische Küste, um zu laichen. Es sind normalerweise riesige Schwärme, die dann kommen und den Fischern ein gutes Einkommen bescheren. Doch in diesem Jahr haben sie ein Problem: Es fehlen die Saisonarbeitskräfte zur Verarbeitung, da Norwegen seine Grenzen geschlossen hat. Darüber berichtet NRK.

Fischer vor den Vesterålen

Kleiner Fischer vor den Vesterålen

Der Skrei ist nicht zu verwechseln mit dem überfischten Küstenkabeljau, der in Südnorwegen teilweise sogar geschützt ist, auch wenn sie optisch schwer zu unterscheiden sind. Den größten Teil des Jahres verbringt der Skrei in den Tiefen der Barentssee und frisst sich dort satt. Doch zwischen Januar und April wandert er zur norwegischen Küste, um dort zu laichen, wo der Nachwuchs gut überleben kann. Besonders beliebt ist das Gebiet zwischen den Lofoten und der Festlandküste von Salten. Dieser Fisch beschert den nordnorwegischen Fischern seit Jahrhunderten das wichtigste Einkommen – und außerdem sind die Bedingungen auf den Lofoten im Winter perfekt, um ihn draußen zu trocken und damit haltbar zu machen.

Viele Saisonkräfte haben es nicht nach Norwegen geschafft

Fischköpfe

Sogar getrocknete Fischköpfe von den Lofoten werden exportiert.

Während die Fischer auf den Lofoten noch auf den Fisch warten, warten die Verarbeitungsbetriebe auf ihr Personal. Denn diesen saisonalen Mehrbedarf decken in normalen Jahren ausländische Arbeiter, ähnlich wie beim Spargelstechen oder Beerenpflücken. Von diesen hat es aber nur ein Teil nach Norwegen geschafft, bevor die Regierung die Grenze praktisch komplett geschlossen hat. Ausnahmen für die Lofotenfischerei gab es zunächst nicht. Dazu gab es viele Äußerungen in den Medien: Aufgrund der Pandemie arbeitslose Norweger könnten doch die Jobs übernehmen. Doch diesen fehle die Erfahrung, so das Argument der Verarbeitungsbetriebe. Man lerne das nicht über Nacht. Einige Stellen wurden inzwischen tatsächlich mit arbeitslosen Norwegern besetzt. Eine ursprünglich geplante weitgehende staatliche Bezuschussung wurden schließlich doch nicht eingeführt, da sie von den Betrieben abgelehnt wurde (aktualisiert 26.2.).

Gestern beschloss die Regierung, die Grenzschließung zu verlängern, um einen Virusimport zu vermeiden. Es soll aber auf Antrag mehr Ausnahmen für wichtige Arbeitskräfte geben. Bis der neue Weg eingerichtet ist, bis die interessierten Arbeitnehmer auf dem Weg sind und bis sie dann ihre Quarantäne abgesessen haben, vergehen allerdings noch mindestens vier Wochen. Der Skrei dürfte vorher da sein.

Früherer Artikel zum Thema:Norwegen schließt Grenzen praktisch komplett

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