Dänemark/Grönland/Kanada. Ein seit 50 Jahren andauernder Grenzstreit findet heute voraussichtlich sein friedliches Ende. So lange waren sich Kanada und Dänemark nicht einig darüber, zu welchem Land das Inselchen Hans Ø oder Hans Island gehörte. Laut mehreren Medienberichten soll heute der Vertrag unterschrieben werden, der die Grenze genau in der Mitte festlegt. Die Hans-Insel befindet sich an einer engen Stelle in der Naresstraße hoch im Norden zwischen Grönland und Ellesmere Island. Update: Das Abkommen ist unterschrieben.
Der Grenzstreit soll ungefähr so aussehen: Findet tatsächlich mal eine kanadische Küstenwache den Weg zu diesem 1,3-Quadratkilometer-Inselchen, dann wird die dänische Flagge eingeholt, die kanadische gesetzt und eine Flasche Whisky hinterlassen. Kommt das dänische Arktische Kommando wieder vorbei, werden die Flaggen wieder getauscht und man stellt eine Flasche Schnaps hin. Die Felseninsel ist kahl und unbewohnt. Sie wird gelegentlich von Inuit auf der Jagd benutzt. Sie liegt aber genau auf der Seegrenze, auf die sich Kanada und Dänemark schon 1973 geeinigt hatten. Die Zugehörigkeit der Insel wurde damals ausgespart. Bei „Hans“ soll es sich um den Grönländer Hans Hendrik handeln, der im 19. Jahrhundert an mehreren Arktisexpeditionen beteiligt war. Der grönländische Name der Insel ist Tartupaluk.
Unterschriften von Kanada, Dänemark und Grönland
Zur Lösung des Konflikts um die Hans-Insel gab es seit 2018 eine Arbeitsgruppe, in der auch Grönland vertreten war. Der Grenzkonflikt ist Angelegenheit des dänischen Außenministers Jeppe Kofod, der laut Medieninformationen heute in Kanada den Vertrag gemeinsam mit seiner kanadischen Kollegin Mélanie Joly unterzeichnen soll. Mit unterschreiben soll aber auch der grönländische Regierungschef Múte B. Egede, der ebenfalls vor Ort ist. Zum Abkommen gehören auch überarbeitete und verlängerte Seegrenzen.
Politiker verschwiegen
Das Ergebnis, die Teilung der Insel entlang einer natürlichen Spalte, wurde vorab nicht offiziell verkündet. Als Erstes hatte die kanadische Globe and Mail davon Wind bekommen, es folgte die dänische Berlingske (Bezahlschranke, aber frei zugängliches 360-Grad- Bild von der Insel, auf der die Spalte gut sichtbar ist) sowie KNR und Sermitsiaq. Grönland bekommt so erstmals eine, wenn auch kurze, Landgrenze. Von Bedeutung ist die Grenzziehung vor allem mit Blick auf mögliche Bodenschätze in der Region.
Früherer Artikel zum Thema: