Bald bessere Luft: Schmelzwerk in Nikel soll schließen

Russland. Für die Umwelt ist es eine gute Nachricht: Das Schmelzwerk im russischen Nikel, nur acht Kilometer entfernt von der norwegischen Grenze, soll geschlossen werden. Der erste Ofen wird bereits heruntergefahren. Die Luftverschmutzung durch die grenznahe Industrie war immer wieder auch in Norwegen spürbar. Darüber berichtete der Barents Observer.

Kola

Drei Standorte der Kola KMG sowie Nachbarstädte. Karte sel/stepmap

Im Januar 2019 erhielten die Bewohner von Svanvik im Pasvikdalen eine SMS auf ihre Mobiltelefone mit eine Gesundheitswarnung: Wegen der hohen Konzentration von Schwefeldioxid (SO2) in der Luft sollten sie sich möglichst nicht draußen aufhalten. Das System wurde dort zum ersten Mal eingesetzt. Der russische Wetterdienst, der die Schadstoffe dort überwacht, bestätigte die Messwerte und warnte den Betreiber der Werke in Nikel (Никель) und Sapoljarny (Заполярный), er könne zu reduzierter Produktion gezwungen werden. In Nikel wurden dann der Prozess teilweise gestoppt und kein Nickel mehr geschmolzen. Dass die Wolke über Svanvik hängen blieb, war das Ergebnis einer ungünstigen Wetterlage – sonst wurde es einfach besser weggeweht.

Die beiden Werke gehören zu Kola GMK, heute eine Tochterfirma von Nornickel (Норникель), dem weltweit größte Nickelproduzenten. Der Konzern ist dabei, seine Produktion zu modernisieren. Der Schadstoffausstoß der beiden Werke nahe der norwegischen Grenze ist seit Jahrzehnten ein Streitpunkt in den Beziehungen der beiden Länder und ganz oben auf der Liste der Umweltorganisation Bellona. Mehr noch als die Norweger leiden natürlich die Bewohner der Orte selbst darunter. Die Schadstoffe sanken zwar in den vergangenen Jahren, aber nicht weit genug. Allein das Herunterfahren eines Schmelzofens bedeute eine Verringerung des SO2-Ausstoßes um eine Summe, die höher sei als der gesamte SO2-Ausstoß Norwegens, hat der Barents Observer ausgerechnet. 

Was wird aus der Stadt Nikel?

Was für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen positiv ist, bedeutet für die Menschen in der 12000-Einwohner-Stadt Nikel große Veränderungen: Immerhin verlieren 800 ihre Arbeit, wenn das Werk komplett schließt.  Nach einem Interview in Lenta.ru planen die Region Murmansk und Nornickel verschiedene Maßnahmen, um den Ort weiter zu entwickeln, der einst nur für die Nickelschmelze gegründet worden war, und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Einige werden auch in anderen Werken der Kola GMK eingesetzt, in Sapoljarny oder Montschegorsk (Мончегорск), andere können in den Ruhestand gehen.

Während die Luft an der russisch-norwegischen Grenze dann ein bisschen besser wird, bleibt der Hauptsitz des Nornickel-Konzerns in Norilsk einsamer Spitzenreiter des weltweiten SO2-Ausstoßes.

Mehr zur Grenzregion:

Norwegisch-russische Grenze um zwei Kilometer gewachsen

Dieser Beitrag wurde unter Bergbau, Norwegen, Russland, Wirtschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.