Bodø (Norwegen). Schon heute sind die Tower in elf norwegischen Flughäfen leer – die Fluglotsen sitzen in Bodø und sehen durch Kameras. Drei weitere sollen noch in diesem Jahr, sechs in den Jahren darauf auf Fernsteuerung umgestellt werden. Das teilte nun Avinor mit. Bisher wird nicht von Problemen berichtet – Bedenken gibt es aber schon.
Für Avinor ist die Geschichte ein Erfolgsrezept: Von Bodø aus werden insbesondere jene kleinen Flugplätze ferngesteuert, die nur wenige Starts und Landungen haben. So werde das vorhandene Personal effektiver eingesetzt, und der Betrieb der kleinen Flughäfen bleibe günstig. Den Anfang machte 2019 der Flughafen auf der kleinen Lofoteninsel Røst, zehn weitere kamen dazu – vor allem, aber nicht nur in Nordnorwegen. Die Fluglotsen sitzen dabei vor großen Bildschirmen, die das wiedergeben, was die Kameras vor Ort aufnehmen, und erhalten die Wetter- und Winddaten, die vor Ort gemessen werden. Die Technik liefert hauptsächlich der norwegische Konzern Kongsberg Defence & Aerospace. Ursprünglich standen 15 Flughäfen auf der Liste, in drei Jahren sollen es 20 sein.
Sicherheitsbedenken und Arbeitsplatzsituation
Bei der Einführung gab es die Sorge, dass die spezielle Ortskenntnis von Personal vor Ort verloren gehe, wenn alle Lotsen nur noch in Bodø sitzen – und dass dies das Risiko erhöhe. Bisher wurden rund 60 000 Flüge so abgewickelt und es sind keine kritischen Fälle bekannt geworden. Fakt ist allerdings, dass dadurch qualifizierte Arbeitsplätze an kleinen Orten verloren gehen, wo sie eigentlich gebraucht würden – doch Urlaubs- und Krankheitsvertretungen sind im großen Pool in Bodø natürlich leichter zu bekommen als in einem Ort an der Finnmark-Küste. In einem Leitartikel der nordnorwegischen Zeitung Nordlys wurde jüngst eine andere Sorge geäußert: Das Remote Tower Centre in Bodø könnte Opfer von Hackern werden. Dann wären gleich mehrere Flughäfen gleichzeitig lahmgelegt.
Bisher keine Ersparnis
Dagens Næringsliv legt den Finger in eine andere Wunde: Mit der Zentralisierung wollte Avinor Kosten sparen – doch daraus ist bisher nichts geworden. Die Ausrüstung der Tower vor Ort und des Remote Tower Centres sollen bisher 1,3 Milliarden NOK gekostet haben, nach heutigem Kurs rund 114 Millionen Euro, und damit weit mehr als ursprünglich vorgesehen. Avinor geht allerdings weiterhin davon aus, dass sich langfristig Einsparungen dadurch erzielen lassen.
An dieser Flugplätzen ist der Tower heute schon ferngesteuert:
- Røst (Lofoten, Nordland)
- Vardø (Finnmark)
- Hasvik (Finnmark)
- Berlevåg (Finnmark)
- Røros (Trøndelag)
- Mehamn (Finnmark)
- Rørvik (Trøndelag)
- Namsos (Trøndelag)
- Svolvær (Lofoten, Nordland)
- Sogndal (Vestland)
- Førde (Vestland)
Bei diese Flugplätzen soll die Umstellung 2025 umgesetzt sein:
- Molde (Møre og Romsdal)
- Sandnessjøen (Nordland)
- Leknes (Lofoten, Nordland)
Diese Flugplätze sind neu auf der Liste, Umstellung ab 2026:
- Båtsfjord (Finnmark)
- Mosjøen (Nordland)
- Sandane (Vestland)
- Sørkjosen (Troms)
- Vadsø (Finnmark)
- Ørsta-Volda (Møre og Romsdal)
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