Westmännerinseln (Island). In den vergangenen Wochen hielten die Bewohner der Westmännerinseln noch Ausschau nach jungen Papageitauchern, die den Weg zum Meer nicht gefunden haben. Inzwischen sind auch die letzten aufgebrochen. Bei „Pysjueftirlitið„, der traditionellen Suche nach verirrten Jungvögeln, waren in diesem Jahr 3015 Nachwuchs-Papageitaucher auf den richtigen Weg gebracht worden – etwas mehr als 2022, aber weit entfernt von guten Jahren.
Die Zahl der aufgesammelten Jungvögel bei „Pysjueftirlitið“, international auch „puffin patrol“ genannt, ist zwar kein direktes Maß für die tatsächliche Zahl der Jungvögel, aber ein guter Indikator für Nachwuchs, der bis dahin überlebt hat. 2020 wurden in Heimaey rekordverdächtige 7651 Jungvögel zu Wasser gebracht, es war auch insgesamt ein gutes Jahr. 2021 war mit 4612 „pysjor“ ebenfalls noch ganz gut, diese waren außerdem wohlgenährt mit einem rekordhohen Durchschnittsgewicht von 317 Gramm. Davor hatte es auch Jahre mit sehr wenig Nachwuchs gegeben. 2022 endete die Saison dagegen mit 2266 gemeldeten Vögeln, mit einem im Vergleich geringen Durchschnittsgewicht von nur 240 Gramm. 2023 waren sie wieder etwas zahlreicher (3015 ) und ein kleines bisschen schwerer: 253 Gramm.
Naturschutzverein riet von der Jagd ab
Dass es kein wirklich gutes Jahr werden würde, hatte sich bereits im Frühjahr abgezeichnet, in dem weniger Papageitaucher zum Brüten auf die Westmännerinseln kamen. Der Biologe Erpur Snær Hansen riet deshalb in seiner fachlichen Stellungnahme davon ab, in diesem Jahr überhaupt eine Jagd auf Papageitaucher auf den Westmännerinseln zu gestatten. Darauf hatte die zuständige Stelle allerdings nicht gehört und doch zwei Wochen Jagd dort erlaubt, um diese Tradition zu erhalten. Gegenüber mbl.is wurde das auch damit begründet, dass die Jäger sich in der Vergangenheit verantwortungsvoll benommen hätten.
Der Bestand an Papageitauchern auf Island ist in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt deutlich geschrumpft, allerdings nicht überall so stark wie auf den Westmännerinseln. Als Grund gilt unter anderem, dass die Elterntiere nicht ausreichend Futter in der Nähe finden. Ihre Hauptnahrung, Sandaal und Krill, steht aufgrund des wärmer werdenden Meeres nicht immer rechtzeitig und in ausreichender Menge zur Verfügung. An einer Untersuchung zu Rolle und Auswirkungen der lokalen Jagd wird noch gearbeitet.
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