Island: Demonstration gegen Lachszucht in offenen Seegehegen

Reykjavík (Island). Nach einem Jahr mit schlechten Nachrichten aus der Lachszucht-Branche hatten viele Isländer genug: In einer großen Demonstration auf dem Platz Austurvöllur forderten sie ein Verbot der offenen Seegehege. Mehrere Naturschutzverbände hatten gemeinsam zur Demonstration aufgerufen. Darüber berichteten RÚV und mbl. is.

Lachszucht

Lachszucht, hier in Nordnorwegen. Foto Dagmar Hemmie

Die negativen Folgen der Lachszucht sind aus Norwegen bekannt: Die Lachslaus gedeiht, im Umfeld der Gehege sammeln sich Kot, Futterreste und Medikamentenrückstände, und entwichene Zuchtlachse bedrohen den Bestand des einheimischen Wildlachses. Insbesondere letzteres war jüngst wieder Thema, nachdem Fische aus den Gehegen im Patreksfjörður entwichen waren.

Erst vor einigen Tagen hatte Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir einen neuen Gesetzesentwurf vorgestellt, der die Lachszuchtbranche strenger regulieren soll. Unter anderem sollen die Firmen für die Nutzung der natürlichen Ressourcen zur Kasse gebeten werden, außerdem sollen sie für entwichene Fische mehr zur Verantwortung gezogen werden. Deshalb soll künftig auch nur noch jeweils ein Unternehmen pro Fjord ansässig sein.

Eine bessere Regulierung ist auch dringend nötig: Im Frühjahr hatte der isländische Rechnungshof die bisherige Praxis massiv angeprangert. Obwohl die Produktion aus Aquakultur sich in den vergangenen Jahren vervielfacht hat, sind die gesetzlichen Vorgaben und Kontrollen schwach. Hinter den isländischen Firmen stehen dagegen oft große norwegische Fischzucht-Konzerne.

Leere Versprechungen der Unternehmen

„Nach der jüngsten Umweltkatastrophe schwimmen nun ausgewachsene Zuchtlachse in schlechtem Zustand und mit Läusen befallen die isländischen Flüsse hinauf. Doch es ist nicht lange her, dass Vertreter der Fischzuchtindustrie beteuerten, ein solches Unglück können hier nicht passieren“, heißt es in der Begründung der Organisatoren. Alle Versprechen von Sicherheit und Technik hätten sich als leer erwiesen.

Zur Unterstützung der Demonstration hatte auch die isländische Musikerin Björk prominent aufgerufen. Umweltminister Guðlaugur Þór Þórðarson stellte sich der Diskussion mit den Veranstaltern auf dem Austurvöllur.

Erstmals kein Zuwachs der Lachszucht im Jahr 2022

Die isländische Lachszucht hat sich seit 2015 laut dem Statistikamt in nur wenigen Jahren vervielfacht, von gut 3000 Tonnen auf mehr als 40 000 Tonnen. Im Jahr 2022 gingen die Zahlen für Zuchtlachs aber erstmals etwas zurück: Waren es 2021 noch 46 456 Tonnen nicht ausgenommener Fisch, sank das Ergebnis 2022 auf 44 934 Tonnen.

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