Noch bis zum 1. Februar können Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2018 nominiert werden. Der finnische Professor Lassi Heininen von der Universität Lappland in Rovaniemi hat gemeinsam mit Kollegen den Arktischen Rat vorgeschlagen. Darüber berichteten Eye On The Arctic und der Barents Observer.
„Die Arktische Region war schon immer ein Ort, wo die Zusammenarbeit zwischen und unter Gruppen nicht nur wünschenswert war, sondern in vielen Fällen notwendig für das Überleben“, heißt es in dem Brief, den die Wissenschaftler an das Komitee nach Oslo schickten. In dieser Tradition sehen sie auch den 1996 gegründeten Arktischen Rat, in dem die acht Anliegerstaaten konstruktiv zusammenarbeiten, obwohl sich das Verhältnis unter ihnen auf anderen Ebenen in den vergangenen Jahren verschlechtert habe. Die Mitgliedstaaten sind: Norwegen, Schweden, Finnland, Russland, USA (wegen Alaska), Kanada, Dänemark (wegen Grönland) und Island.
Als ein Ergebnis des Arktischen Rates nennt Heininen den gemeinsam aufgestellten Notfallplan für die Region. Außerdem verweist er auf die Vereinbarungen zur Kooperation von Wissenschaftlern und auf eine Reihe von durchgeführten Studien vor dem Hintergrund des Klimawandels, der dort bekanntlich schon besonders stark sichtbar ist. Daraus folgten bereits Maßnahmen und Regeln. Als ein indirekter Erfolg des Arktischen Rates gilt auch das jüngst geschlossene Fischerei-Moratorium für den zentralen arktischen Ozean mit den großen Fischereinationen.
Indigene Völker stimmberechtigte Mitglieder
Der Professor weist außerdem auf eine Besonderheit in der Struktur dieses Gremiums hin: Vertreter der Urvölker, insgesamt sechs verschiedene Gruppen, sitzen als stimmberechtigte Mitglieder mit am Tisch.
Das Thema militärische Sicherheit war bei der Gründung ausgeschlossen worden. Manche hätten dies kritisiert, so Heininen. Doch umso mehr habe man sich auf die anderen Themen konzentrieren können und sei damit erfolgreich gewesen. Die Zusammenarbeit habe zum Frieden in der Region beigetragen: „Der Arktische Rat ist ein Vorbild dafür, wie man Brüderschaft zwischen den Nationen entwickeln kann, und damit ein würdiger Empfänger für den Nobelpreis.“
Lassi Heininen ist Professor für Internationale Politik mit dem Schwerpunkt Arktis an der Universität Lappland in Rovaniemi. An der University of the Arctic, einem Zusammenschluss mehrerer Universitäten zum Thema, leitet er das Thematic Network on Geopolitics and Security. Die 60 Wissenschaftler, die mit unterschrieben haben, kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern, auch Deutsche sind darunter.
Ungeklärt: Wem gehört die Arktis?
Mit der Nominierung lenkt der finnische Professor die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine Institution, deren Arbeit es praktisch nie in die großen Schlagzeilen schafft. Das könnte sich allerdings ändern, wenn das Eis weiter schmilzt und das Interesse daran, die Eigentumsverhältnisse in der Arktis zu klären, noch drängender wird.
Die Entscheidung darüber fällt zwar nicht der Arktische Rat, sondern die Festlandssockel-Grenzkommission der UNO. Doch es sind Mitgliedsstaaten des Arktischen Rates, die sich hier teilweise als Konkurrenten gegenüberstehen – auch um den prestigeträchtigen Nordpol. Sowohl Russland als auch Dänemark und Kanada haben Ansprüche auf 90 Grad Nord angemeldet. Dies friedlich zu klären, wäre des Nobelpreises würdig.
Mehr zum Arktischen Rat
Mehr zum Fischereiabkommen: Bevor das Eis schmilzt: Schutz für arktische Fische