Abgeschleppt und an Land gesprengt: Ende einer Ölplattform

Norwegen. Was tun mit ausgedienten Ölplattformen? Immer mehr davon werden in den nächsten Jahren außer Betrieb gehen. Bei Aker Solutions in Stord, Südnorwegen, wurde gerade die bisher vermutlich größte Plattform an Land gesprengt, um recycelt zu werden – die 18 000 Tonnen schwere „Gyda“.  Darüber berichtete NRK.

Plattform Gyda

Plattform Gyda in der Nordsee, 2018. Nun ist die Anlage Geschichte. Foto Repsol

Das Gyda-Vorkommen in der Nordsee wurde 1980 entdeckt, 1990 begann die Ausbeutung des Öls über die Plattform Gyda von Betreiber Repsol. In den 30 Jahren  ihres Betriebs wurden damit laut der norwegischen Ölbehörde rund 230 Millionen Fass Öl plus etwas Gas gefördert, das meiste davon in den ersten 10 Jahren. 2021 wurden die 32 Brunnen verschlossen. 2022 wurde die Plattform zunächst von ihrem Jacket (der Gründung im Meeresboden) getrennt und nach Stord abtransportiert. Danach folgte das Jacket selbst, das 11 000 Tonnen wog. Ausgeführt wurde diese Arbeit von  Allseas, Spezialisten aus den Niederlanden. Nach umfangreichen Vorbereitungen wurde „Gyda“ nun mit 50 Kilo Dynamit, verteilt auf 28 Ladungen, gesprengt. Der Stahl soll zu 98 Prozent recycelt werden.

Ein Zehntel der Bohrinseln in der Nordsee wird nicht mehr genutzt

Gyda ist nicht die erste und nicht die einzige Ölplattform, deren Betriebszeit abgelaufen ist. Eine Recherche von NRK gemeinsam mit zwei Journalistinnen der niederländischen Investigativ-Plattform Follow the money zeigt, dass ein Zehntel der Bohrinseln in der Nordsee schon nicht mehr genutzt wird. Doch an den Abbau war in den Anfangszeiten des Ölbooms nicht gedacht worden, und selbst mit heutigen Möglichkeiten gibt es Grenzen des Machbaren. So steht das Untergestell  von Frigg TCP2 auf der Grenze zwischen norwegischen und britischen Gewässern immer noch im Meer, auch wenn die Plattform selbst entfernt wurde. Laut NRK wurde der Abbau als zu riskant eingestuft, Menschen könnten dabei zu Schaden kommen. Der ehemalige Betreiber Total bekam dafür eine Ausnahmegenehmigung, denn eigentlich darf nach dem OSPAR-Übereinkommen zum Schutz der Meere nichts stehen bleiben. Gleiches gilt für den Ekofisk-Tank, der schon seit 1998 nicht mehr genutzt wird. Stehenlassen ist die einfachere und billigere Variante.

In Norwegen fordert die Behörde seit 1978, dass schon beim Bau an die Entfernung der Einrichtungen gedacht werden muss. Das galt jedoch noch nicht für die riesige Ölplattform Statfjord A, die 2027 stillgelegt werden soll, und für die es bisher keinen Plan gibt.

Noch kein Abschied vom Öl

Dass Ölplattformen entfernt und entsorgt werden, heißt nicht, dass Norwegen sich insgesamt vom Öl verabschiedet. Es werden weiterhin Lizenzen für neue Ölsuchen vergeben, erst vor Kurzem wurde Johan Sverdrup in der Nordsee in Betrieb genommen  und ebenfalls in Stord wird am Plattformschiff Johan Castberg gearbeitet, das nächstes Jahr in der Barentssee in Betrieb gehen soll.

So sah die Sprengung von Gyda aus ( Video von Aker Solutions):

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