Wer pflückt die finnischen Beeren?

Finnland. Die Beeren im Wald sind reif. Und viele davon werden wohl in diesem Jahr auch dort bleiben. Denn Finnlands Beerenindustrie hat in diesem Jahr ein Pflücker-Problem. Daran ist auch ein schwarzes Schaf der Branche schuld. Darüber berichtete Svenska Yle.

Privat gesammelte und verarbeitete Blaubeeren.

Für das Beerenwachstum war der heiße Sommer in Finnland nicht optimal. Erwartet wird eine schlechte Blaubeerernte, eine mäßige Preiselbeerente und auch bei den Moltebeeren sieht es nicht besser aus. Doch das größte Problem der Branche ist in diesem Jahr das Personal. Wie die Landwirte in Deutschland setzen auch finnische Beeren-Betriebe auf externe Erntehelfer.  90 Prozent der wilden finnischen Beeren würden von Ausländern gepflückt, so ein Unternehmer zu Svenska Yle. Die, die in den Wald gehen, um die Gaben der Natur einzusammeln, sind zuvor vor allem aus Thailand zum Arbeiten angereist. In diesem Jahr allerdings nur 2500 und nicht 3500 wie 2017. Betriebe, die auf Beerenprodukte spezialisiert sind, fehlt so die Rohware. IKEA ist beispielsweise ein großer Abnehmer für finnische Preiselbeeren.

Das Problem ist zum Teil hausgemacht: Vergangenes Jahr wurde in Finnland ein Beeren- Unternehmer verurteilt, weil er seine thailändischen Erntehelfer unter sklavenartigen Bedingungen hielt. Dies hatten auch die thailändischen Behörden mitbekommen und deshalb 2018 deutlich weniger Arbeitskräfte für Finnland genehmigt. Sie rieten sogar von Finnland ab. Außerdem kritisierten sie grundsätzlich das finnische Erntehelfer-Modell, berichtet ein Mitarbeiter des Ministeriums gegenüber Svenska Yle. In Finnland ist es üblich, dass die Arbeitskräfte mit Touristenvisum einreisen. Sie sind nicht angestellt wie beispielsweise in Schweden, sondern pflücken auf eigenes Risiko und müssen oft noch die Kosten für den Flug an ihre Vermittler zurückbezahlen. Unternehmer der Brache verweisen auf den Preisdruck durch billige Früchte aus Osteuropa oder Kanada.

Natürlich gehen auch Finnen Beeren pflücken – dann aber für den eigenen Bedarf oder für  Interessenten, an die sie direkt verkaufen und die besser zahlen. Für sie bleibt in diesem Jahr besonders viel übrig.

Statt nach Finnland sind viele Beerenpflücker nun nach Schweden gereist: Dort wurden sogar 2000 Arbeitskräfte mehr als 2017 genehmigt, insgesamt fast 5000.

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