Dass schmelzendes Gletschereis zum Anstieg des Meeresspiegels beiträgt, ist eine simple Rechnung – irgendwo muss das Wasser ja hin. Eine neue Studie zeigt nun, wie die Erdkruste auf den nachlassenden Druck aufgrund der schrumpfenden Gletscher reagiert: Die Erdkruste hebt sich in bestimmten Gebieten, aber sie verformt sich auch – weltweit. Darüber berichtete auch arctic today.
Isostatische Bodenhebung, auch postglaziale Landhebung genannt, ist keine neue Erscheinung. Bis heute hebt sich das Land an der nördlichen Ostseeküste mit bis zu 8 Millimetern pro Jahr – eine Folge der jüngsten Eiszeit. Vereinfacht gesagt: Es gab einen riesigen Eispanzer über Skandinavien und Finnland, und am dicksten war er im Bereich Höga kusten/Kvarken. Dieser Eispanzer drückte die Erdkruste in den Mantel. Das Eis ist seit 10 000 Jahren weg, aber geologische Vorgänge können eben dauern. Die Erdkruste ist immer noch dabei, sich „auszubeulen“. Aus einer harmlosen kleinen Insel, die kaum über die Wasseroberfläche ragt, wurde in diesen vergangenen Jahrtausenden der 295 Meter hohe Skuleberget.
Globale Auswirkungen
Etwas komplexer sind nun die Auswirkungen der Gletscherschmelze, die rund um den Globus stattfindet – in Grönland, der Antarktis und anderen Eiskappen. Diese zeichnet das Team um Sophie Coulson, damals Universität Harvard, nach. Die Erdkruste hebt sich deutlich an den Stellen, wo das Eis weggeschmolzen ist. Sie sind jedoch auch weiter entfernt mit Satellitenmessungen nachzuvollziehen. Überraschung: Die Erdkruste hebt sich nicht nur, sie verschiebt sich auch vertikal. Beispiel London: Die Stadt hob sich von 2006 bis 2010 nicht nur 0,2 mm im Jahr nach oben, sondern auch zur Seite. Noch mehr bewegte sich Norilsk in Russland, während Tokyo nur etwas absank. Die Studie sieht dabei auch einen Zusammenhang zwischen warmen Jahren und viel Schmelze und kühleren Jahren.
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