Jüngstes Opfer von Ganggewalt in Schweden ist Rapper Einár

Schweden. Der schwedische Rapper Einár wurde am späten Donnerstagabend auf der Straße in Stockholm erschossen. Er ist das jüngste Opfer der zahlreichen Schießereien zwischen kriminellen Netzwerken. Diese breiten sich nun auch im Norden des Landes aus. Die Statistik der Polizei verzeichnet seit Jahresbeginn bis Mitte Oktober 273 Schießereien, bei denen es 40 Todesopfer gab, 20 davon in Stockholm und eins in Luleå.

Einár

Nils Grönberg alias Einár. Er wurde 19 Jahre alt. Foto Pontus Esse Carmback/ CC BY 3.0

Einár, eigentlich Nils Einar Grönberg, war erst 19 Jahre alt. Sein Talent wurde gelobt, und er verdiente gutes Geld damit. Der Glaubwürdigkeit als Rapper schadete es nicht, dass er selbst mehrfach verurteilt wurde, unter anderem wegen Körperverletzung und geringer Drogendelikte. Laut SVT-Kriminalreporter Diamant Salihu, der sich speziell mit der schwedischen Bandenkriminalität beschäftigt, bewegte sich Einár zwischen mehreren Gangs. Im Frühjahr 2020 wurde er gekidnappt, misshandelt und erpresst. Aufgrund der von Frankreich entschlüsselten Encrochat-Konversationen machte die Polizei dafür das sogenannte Vårby-Netzwerk verantwortlich, wozu auch zwei Rapperkollegen gehören, Yasin Mahamoud und Haval Khalil. Dem Netzwerk werden auch andere Verbrechen zur last gelegt. Darüber wird zurzeit in zweiter Instanz verhandelt.  Einár hätte nächste Woche dazu aussagen sollen – was er nicht wollte.

Mit Einár traf es eine mehr oder weniger prominente Person, doch Schießereien oder auch Sprengstoffanschläge sind seit Jahren auf hohem Niveau. Nicht alle gegen auf das Konto von Gangs, aber viele. Besonders geplagt ist das Gebiet Järva in Stockholm. Häufig sind die Opfer selbst Gangmitglieder, manchmal geraten aber auch Unbeteiligte in die Schusslinie, so wie im Juli zwei Kinder in Stockholm.

Mord in Luleå in Verbindung mit Gangkriminalität

Die schwedische Polizei hat zwar ihren Einsatz verstärkt, aber bisher scheint der Trend der Bandengewalt ungebrochen. Und sie beschränkt sich inzwischen auch nicht mehr nur auf Stockholm und Südschweden. Im Juli wurde eine Frau in Luleå erschossen – die Ermittler gehen von einer Verbindung zu Gangs in Stockholm aus. Der Norden des Landes rücke zunehmend in den Fokus von Gangs, so ein Polizeivertreter aus Norrbotten gestern in der Nachrichtensendung Ekot. Dort locke der noch nicht so stark besetzte Drogenmarkt. Eine andere Erklärung ist, dass die Bedrohung durch andere Gangs die Leute aus ihren früheren Revieren treibt. Und erst gestern Morgen wurde keine 200 Meter von der Polizeistation in Luleå entfernt ein Mann angeschossen aufgefunden – hierzu gibt es noch keine Informationen.

Politischer Streit um Lösungswege

Über die Ursache und die notwendigen Maßnahmen zur Beendigung dieser Schießereien wird politisch gestritten – erst recht, seit fünf Mitglieder der schwedischen Gangs Dödspatrullen und Shottaz  für einen Doppelmord in Dänemark von einem dänischen Gericht verurteilt wurden. Denn die Jüngeren hätten in Schweden wohl aufgrund ihres Alters geringere Strafen erhalten. Ruhe auf der Straße haben diese Inhaftierungen allerdings nicht gebracht, denn nun wird um die Nachfolge gekämpft.

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