Vogelgrippe – die letzte Krise der finnischen Pelztierzucht?

Finnland. Ist die Vogelgrippe das Ende der finnischen Pelztierzucht?  Diese These wurde jüngst bei Yle diskutiert. Auf 25 Farmen wurde inzwischen das Virus festgestellt, auf 13 wurden inzwischen Tiere getötet. Ab September werden die Behörden systematisch alle Farmen untersuchen, beginnend mit den Nerzfarmen. Außerdem sind neue Anforderungen an die Halter in Planung.

Nerz

Nerz. Foto Skeeze/Pixabay

Die Pelztierzucht erhält besondere Aufmerksamkeit von den Behörden, da das Atemwegssystem von Nerzen dem des Menschen sehr ähnlich ist. Bisher haben sich zwar Zuchttiere bei Vögeln angesteckt, aber nicht untereinander. Mutationen in Nerzen könnten möglicherweise aber ergeben, dass sich  Säugetiere und auch Menschen einfacher infizieren. Wie leicht sich Atemwegsviren zwischen Menschen und Nerzen bewegen, hat man beispielsweise bei Corona gesehen. Die meisten Vogelgrippe-Fälle auf Pelztierfarmen betrafen laut der veröffentlichten Liste bisher allerdings Blaufüchse, doch Nerze sind auch dabei. Inzwischen wurden 120 000 Tiere getötet. Ein dänischer Virologe war sogar der Meinung, dass man sicherheitshalber alle Nerze in Finnland hätte töten sollen, aber diese Ansicht konnte sich bisher nicht durchsetzen.

Alle Pelztierfarmen werden auf Vogelgrippe untersucht

Allerdings gibt es bei den Behörden durchaus die Sorge, dass sich auf den Pelztierfarmen gefährlichere Mutationen entwickeln könnten. Deswegen sollen diese nun systematisch überprüft werden. Die Branchenorganisation Fifur hat gut 500 Mitgliedsunternehmen, 95 Prozent davon befinden sich in Österbotten. Für diese Aufgabe reichen die Kapazitäten der lokalen Tierärzte nicht aus, und man benötigt Hilfe aus anderen Regionen. Außerdem wird eine neue Verordnung vorbereitet, die höhere Anforderungen an die Pelzfarmer stellt: Sie müssen ihre Anlagen so umbauen, dass gewährleistet ist, dass Vögel oder andere wilde Tiere nicht in Kontakt mit den Zuchttieren oder deren Futter kommen können.

Die letzte Krise?

Die Pelztierzucht ist nicht erst jetzt in die Krise gekommen – sowohl Corona als auch der Krieg in der Ukraine haben sich negativ ausgewirkt. Ein Umbau würde weitere Investitionen erfordern. Für die getöteten Tiere gibt es eine Entschädigung – ob die Farmen darüber hinaus Unterstützung erhalten und was für eine das sein wird, ist noch nicht entschieden. Das könnten sowohl Investitionszuschüsse sein als auch Unterstützung für einen kompletten Berufs- und Branchenwechsel. Die Pelztierzucht hat einen sinkenden Status in der Bevölkerung. Nur noch 46 Prozent unterstützen sie in ihrer aktuellen Form – und das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Brache selbst veranlasst hat.

Früherer Artikel zum Thema:

Vogelgrippe: Tötung aller Nerze auf betroffenen Farmen

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