Verlorene Köder und Schnur: Angelverbot im Saltstraumen?

Bodø (Norwegen). Der Saltstraumen bei Bodø ist einer der stärksten Gezeitenströme der Welt. Er bietet ein faszinierendes Naturschauspiel, und er schafft die Grundlage für ein reiches Tier- und Pflanzenleben unter Wasser. Allerdings häufen sich dort inzwischen auch verlorene Angelschnüre und Köder – in einer Menge, dass inzwischen mehrere Akteure dort ein Verbot für Angeln vom Ufer aus fordern. Darüber berichtete NRK.

Saltstraumen

Blick von der Brücke. Der Strom im Saltstraumen kann bis zu 22 Knoten betragen.

Über den Saltstraumen quetschen sich täglich rund 372 Millionen Kubikmeter Wasser vom offenen Meer in den Skjerstadfjorden und sechs Stunden später wieder hinaus. Man kann dieses Phänomen sehr gut als Fußgänger von der Brücke aus beobachten, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, wobei die Saltstraumentabelle hilft. Saltstraumen ist seit 2013 marines Schutzgebiet. Trotzdem gibt es dort bisher vergleichsweise wenig Einschränkungen: Es ist erlaubt und auch beliebt, vom Ufer aus sein Angelglück zu versuchen.

Taucher holen Köder und Angelschnur vom Meeresgrund

Das Resultat ist das, was der Tauchclub Bodø und andere Taucher dort vorfinden: Jedes Jahr holen sie mehrere Hundert Kilogramm Kunstköder vom Meeresgrund, die sich dort verfangen haben, inklusive Kilometer an Angelschnur. Seit Beginn der Tauchaktionen 2005 sollen dabei laut NRK schon 11 Tonnen Köder zusammengekommen sein. Jüngst verletzte sich ein erfahrener Taucher an einem festsitzenden Haken und musste schließlich drei Tage im Krankenhaus am Tropf mit Antibiotika verbringen.

Es gibt Taucher, die inzwischen einige Stellen meiden, weil sie ihnen zu gefährlich geworden sind. Keine Wahl haben die Tiere, die dort leben: Vögel und Fische bleiben an den Schnüren hängen und sterben. Aufgrund der schwierigen Strömungsverhältnisse können die Taucher auch nicht überall dort aufräumen, wo geangelt wird.

Schwierige Bedingungen, zu haltbare Ausrüstung

Am Saltraumen.

Am Saltraumen.

Warum landet dort so viel Angelausrüstung unter Wasser? In Angelforen kann man lesen, dass sich die Köder besonders leicht im Tang verhaken. Wer von Land angelte, musste oft mehrere Exemplare opfern. Die viele Schnur sei allerdings ein neues Phänomen, berichten die Taucher von Bodø gegenüber NRK. Dies sei den stabileren Materialien geschuldet. Die Schnüre reißen nicht mehr ab, wenn sich der Köder verhängt. Stattdessen müssen sie nun vom Angler gekappt werden – und es landet viel mehr herrenlose Schnur im Wasser.

Der Naturschutzbund fordert nun für Teile des Saltstraumen ein Angelverbot vom Ufer aus. Einige Politiker haben sich dem bereits angeschlossen. Eigentlich ist auch schon ein neuer Schutzplan für den Saltstraumen bei der zuständigen Behörde in Arbeit – doch der wird voraussichtlich erst im kommenden Jahr fertig. Ein Angelverbot ist darin laut NRK nicht vorgesehen, möglicherweise aber der Versuch, das Geschehen auf möglichst problemlose Stellen zu verlagern.

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Eine Antwort zu Verlorene Köder und Schnur: Angelverbot im Saltstraumen?

  1. Raymond Wittmann sagt:

    Es ist nicht nur ein Problem mit den mehreren Metallködern, sondern auch mit den Gummi- und Silikonködern. Das müssen ganze Berge sein, die sich da summieren. Und nochmals Berge aller Kunstköder, mit Glitter, Tonnen von Blei und anderem Zeugs. man kann nicht mal schätzen. Und was diese im Magen der Fische anrichten, welche geschluckt haben und abgerissen sind, sollte man lieber nicht wissen. Man sollte sich mal Gedanken machen.

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