Vattenfall plant mehr Wasserkraft für Schweden

Schweden. Woher fossilfreien Strom nehmen? Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat gestern bekannt gegeben, dass er mit der Vorplanung für weitere 720 MW aus Wasserkraft begonnen hat. Dafür soll nichts neu aufgestaut werden, sondern existierende Anlagen ausgebaut oder wieder in Betrieb genommen werden. Die schwedische Wasserkraft ist stark gefragt, um Unterschiede in der Windstromproduktion oder auch den Ausfall von Atomkraftwerken auszugleichen.

Staudamm Porjus

Porjus – der erste Staudamm.

Bei den Plänen handelt es sich um vier verschiedene Maßnahmen:

  • Reaktivierung des Pumpkraftwerks am See Storjuktan (Kommune Sorsele) in Västerbotten. Dieses war 1978 in Betrieb genommen worden und wurde nach der Deregulierung des Stromsektors 1996 als „unwirtschaftlich“ stillgelegt. Vom Storjuktan wurde das Wasser 210 Höhenmeter zum kleinen Blaiksjön hochgepumpt, von wo aus es rund 270 Meter tief in den See Storuman fallen konnte. Diese Höhendifferenz glich den Pump-Aufwand wieder aus. Bis zu 380 MW könnten so erzeugt werden. Ein Problem bei der Reaktivierung könnte werden, dass der Blaiksjön durch eine Grube mit Schadstoffen belastet wurde.
  • In Porjus am Luleälv, wo vor mehr als 100 Jahren das erste große Wasserkraftwerk Schwedens gebaut wurde, soll erneut modernisiert und für mehr Wasserdurchfluss ausgebaut werden.
  • In Harsprånget am Luleälv, dem leistungsstärksten Kraftwerk, könnte nach einer Modernisierung ein Aggregat wieder in Betrieb genommen werden, das zuletzt still stand. Diese Maßnahme wäre am schnellsten umzusetzen, schon 2026 könnten zusätzliche 110 MW dort erzeugt werden.
  • Im Kraftwerk Messaure am Luleälv könnte ein viertes Aggregat integriert werden.

Für alle Einzelmaßnahmen muss noch jeweils die Entscheidung zur Finanzierung getroffen werden.

Positive Reaktionen vor Ort

Die ersten Reaktionen auf die Pläne vor Ort waren bisher positiv, da es sich im Prinzip um Anlagen handelt, die schon vorhanden sind. Ein Politiker aus Jokkmokk erinnerte gegenüber SVT allerdings daran, dass Vattenfall auch noch einiges tun könne, um seine Umweltauswirkungen zu verbessern, zum Beispiel einen Abfluss durch das trockene Flussbett bei Letsi. Und ein Anwohner des Luleälv berichtete über die großen Schwankungen des Wasserstandes und dessen Folgen. Man müsse sich darüber klar sein, dass der Luleälv kein lebendiger Fluss, sondern ein Reservoir von Vattenfall sei.

Wasserkraft wichtiger Faktor im schwedischen Energiemix

Der Ausbau der Wasserkraft in Nordschweden hat den Bergbau und die damit zusammenhängende Industrialisierung des Landesteils erst möglich gemacht. Die Kehrseite war ein massiver Eingriff in die Natur und die Zerstörung samischen Lebensraums. Heute ist Wasserkraft ein wichtiger Bestandteil des schwedischen Energiemixes, der einerseits verlässlich den Norden versorgt, andererseits aber auch ausgleichen kann, wenn der Wind fehlt oder ein AKW abgeschaltet werden muss.

Mehr über die Kraftwerke am Luleälv und wie sich das Leben darum herum arrangiert hat, gibt es hier:

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