Umeå (Schweden). Nichts ist so wichtig für die Rentierhaltung wie der Zugang zu gutem Weideland. Darum geht es letztlich auch im Fall Vapsten Lappby gegen Vapsten Sameby, der nun von dem Oberlandesgericht in Umeå verhandelt wurde und erneut zugunsten von Vapsten Sameby ausfiel. Der Hintergrund des Konflikts liegt allerdings 90 Jahre zurück und keine Seite hat sich ihre Rolle darin ausgesucht.
Darum geht es in dem Konflikt: Die Vorfahren der heutigen Rentierhalter von Vapsten Sameby, die beiden Brüder Omma, stammten aus Karesuando nahe Finnland und Norwegen. In den 1930er Jahren mussten sie samt ihrer Herden Richtung Süden ziehen, da sie die Grenzen nicht mehr queren durften – und andere Gebiete im Norden waren schon besetzt. Es wurde ihnen ein Neustart im Bereich Tärnaby, Kommune Storuman, genehmigt. Als es Pflicht wurde, Rentierhalterkooperativen zu gründen, gründeten ihre Nachfahren eine unter dem Namen Vapsten Sameby.
90 Jahre Konflikt
Die Koexistenz der Zwangsumgesiedelten mit den Samen, die schon vorher in dem Gebiet ansässig waren, funktionierte offenbar schlecht. Das zeigen unter anderem alte Presseartikel, wie sie im Podbeitrag von Sameradion vorgelesen werden. Es wurde den Zwangsumgesiedelten, die sich dieses Schicksal nicht ausgesucht hatten, nicht leicht gemacht. Die heutigen Nachfahren der damaligen Alteingesessenen, organisiert in Vapsten Lappby, fühlen sich wiederum verdrängt und um ihre Rechte betrogen, wie der zweite Teil des Pods beleuchtet.
Rentierhaltung haupt- und nebenberuflich
Nach Ansicht des Gerichts konnte Vapsten Lappby allerdings nicht belegen, dass ihre Vorfahren in dem Gebiet kontinuierlich (hauptberuflich) Rentierhaltung betrieben haben. Insofern hätten sie auch keine Rechte verloren. Der Hauptakteur von Vapsten Lappby, Torkel Stångberg, hält selbst nebenberuflich Rentiere. Für seine Kinder wünscht er sich aber eine sicherere Zukunft ohne die Unsicherheit, die dies ohne die Mitgliedschaft in einem registrierten Sameby mit sich führt.
Urteil gefallen, Konflikt nicht gelöst
Es haben sicher viele Faktoren dazu beigetragen, dass sich dieser Konflikt in 90 Jahren nicht hat lösen lassen – und die Bedingungen für Rentierhaltung sind seitdem nicht besser geworden. Das neue Vapsten-Urteil bestätigt den Status Quo, löst aber nicht den Konflikt. Ob Torkel Stångberg und Vapsten Lappbyn mit dem Fall in die höchste Instanz ziehen werden, ist noch nicht entschieden.
Früherer Artikel zum Thema: Vapsten-Urteil: Der lange Schatten der samischen Zwangsumsiedlung