Seeadler auf Island: Probleme mit Inzucht und Umweltgiften

Island. Die Seeadler auf Island haben Probleme. Ihre Fruchtbarkeit beträgt nur ein Drittel von der der skandinavischen Verwandten. Zu diesem Thema ist gerade eine neue Studie erschienen, über die RÚV berichtete. Der Seeadler-Bestand war im 20. Jahrhundert aufgrund menschlicher Verhaltensweisen stark geschrumpft und erholt sich nur langsam.

Juveniler Seeadler. Foto Hobbyfotowiki/ Wikimedia

Die Seeadler in Island und Grönland gehen auf einen Ursprung vom europäischen Festland zurück, unterscheiden sich heute aber genetisch deutlich von diesen. Da Seeadler sehr gute Flieger sind, könnte man annehmen, dass es zumindest einen Austausch zwischen Island und Grönland gibt. Das ist jedoch in der Regel nicht der Fall  – die Bestände sind deutlich getrennt, innerhalb der Gruppe homogen und leiden unter Inzucht. Das untersucht die genannte Studie, veröffentlicht in Molecular Ecology. Darin werden vier Ereignisse genannt, die die Seeadlerpopulation beeinträchtigt haben könnten: Isolierte Refugien in der letzten Eiszeit, Vereinzelung durch die Besiedlung neuer Gebiete, nachdem das Eis gewichen war, die Ausbreitung des Menschen und die Besiedelung Islands sowie die Verfolgung durch Menschen und der Kontakt mit giftigen Substanzen in den vergangenen 200 Jahren.

Gift in der Nahrungskette

Letzteres hatte auf Island große Bedeutung: Zwar wurde der Seeadler nach einer Phase intensiver Jagd, die fast zur Ausrottung führte, bereits 1914 geschützt. Doch noch bis 1964 war es erlaubt, Füchse zu vergiften – und da die Adler auch Aas fressen, kam das Gift auch in sie. Inzwischen ist der Bestand wieder angestiegen, aber nur langsam. Früher siedelten Adler in ganz Island, heute nur noch im Westen. Es soll inzwischen rund 90 Brutpaare geben. Aber ein isländisches Brutpaar hat im Durchschnitt nur ein halbes Junges pro Jahr. 2021 überlebten 45, 2020 52 und 2019 56 – das war die höchste Zahl der vergangenen 100 Jahre.

Inzucht macht anfällig

Der isländische Professor Snæbjörn Pálsson, der auch die neue Studie betreut hat, führt diese schlechte Fruchtbarkeit gegenüber RÚV auf Inzucht und auf Umweltgifte zurück, die sich in den Adlern am Ende der Nahrungskette anreichern. Eine geringe genetische Variation mache den Bestand auch anfälliger für ungünstige Mutationen und weniger flexibel, um mit Umwelteinflüssen umzugehen.

2019 und 2020 waren Jahre mit vergleichsweise guten Bruterfolgen: Seeadler auf Island mit gutem Bruterfolg. 

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