Sameblod gewinnt den EU-Filmpreis

Straßburg. Der Film „Sameblod“ der schwedischen Regisseurin Amanda Kernell hat den LUX-Filmpreis des Europäischen Parlaments gewonnen. Das verkündete gestern Parlamentspräsident Antonio Tajani in Straßburg.

Preisverleihung Sameblod

Mia Erika Sparrok (rechts) und Lene Cecilia Sparrok
Foto: EU 2017 – EP

Die Abgeordneten hatten bei der Abstimmung  in der Endrunde gestern unter  drei Filmen zu entscheiden. Außer „Sameblod“ waren noch Valeska Grießbachs „Western“ und der französische „120 Battements Par Minute“ von Robin Campillo  ins Finale gekommen.  Tajani überreichte die Trophäe an die beiden Schauspielerinnen Lene Cecilia Sparrok und Mia Erika Sparrok.
Der Film Sameblod (englisch Sámi Blood) zeigt in einer Rückblende die Jugend der 14-jährigen Elle Marja in den 1930er Jahren. Das  Mädchen besucht ein Internat für die Kinder der Samen. Zu dieser Zeit spielte die Rassentheorie noch eine große Rolle – Elle Marja gehört zu denen, die zur Sammlung von Daten untersucht und vermessen werden. Die Samen gelten als minderwertig. Sie soll eigentlich einmal die Rentierherde der Familie übernehmen, möchte aber weiter lernen und Lehrerin werden. Sie  geht nach Uppsala und verleugnet ihre Herkunft. Die Sprachen des Films sind Südsamisch und Schwedisch. Es ist der erste Film auf Südsamisch, das nur noch etwa 500 Menschen sprechen.

Regisseurin Amanda Kernell: Aufgewachsen in zwei Welten

Regisseurin und Drehbuchautorin Amanda Kernell stammt aus Umeå in Nordschweden. Sie hat selbst einen samischen Vater und ist in zwei Welten aufgewachsen. Für den Film hat sie viele Interviews mit Verwandten und Zeitzeugen geführt. In einem Interview mit dem Tagesspiegel anlässlich der Berlinale berichtete sie davon, wie skeptisch selbst Samen angesichts ihres Vorhabens waren und wie wenig in Schweden über die samische Geschichte bekannt ist. Der Film ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden.

„Wir sind immer noch da“

Hauptdarstellerin Lene Cecilia Sparrok ist ebenfalls Samin und erschien zur Preisverleihung auch in traditioneller Tracht. “ Wir sind immer noch da, es gibt uns immer noch.  Jeden Tag sieht unser Volk die Auswirkungen von kolonialistischem und rassistischem Denken, und außerdem den Klimawandel“, wird sie in der Pressemitteilung zur  Preisverleihung  zitiert. „Die UN erklärt, unsere Sprache sei fast ausgestorben. Diesen Preis zu bekommen, fühlt sich an wie eine Vergeltung für die ältere Generation des Samenvolkes, die wie Bürger zweiter Klasse behandelt wurden  – und wir hoffen, dass die Europäische Union dies beenden kann, so dass wir aufhören können, in Begriffen wie „wir“ und „die“ zu denken.“

Untertitel in allen EU-Amtssprachen

Im Rahmen des Preises übernahm das EU-Parlament die Kosten für die Untertitelung der drei Finalisten in alle 24 Amtssprachen und lassen sie nun durch Europa touren. Ziel des Filmpreises ist es, das vielsprachige europäische Kino zu fördern.  In Berlin, Düsseldorf und München waren sie bereits Anfang November. Wer den Film gesehen hat, kann außerdem seine Stimme zum Zuschauerpreis abgeben.

Mehr zur Situation der Samen hier.

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