Norwegen: Der Schiffstunnel von Stad kommt

Norwegen.  Es gibt viele Tunnel in Norwegen – aber noch nicht so einen: Die politische Mehrheit für den Schiffstunnel von Stad steht und das erste Geld dafür wurde im neuen Haushalt eingeplant. Damit sieht es aus, als würde das über Jahrzehnte geplante Megaprojekt nun Wirklichkeit.

Schiffstunnel Stad

Visualisierung der Einfahrt zum Schiffstunnel bei Kjøde. Quelle: Kystverket/Snøhetta

Die bergige Halbinsel Stadlandet südlich von Ålesund ragt hinaus ins Meer. An dieser Stelle können Schiffe nicht geschützt hinter Inseln die norwegische Küste entlang fahren. Sie müssen auf die offene See, die dort besonders häufig stürmisch und gefährlich ist. Die Abkürzung unter der Halbinsel durch ist deshalb ein langgehegter Wunschtraum vieler Küstenbewohner. Das erste Mal, dass jemand einen Tunnel dort vorschlug, soll laut NRK 1874 gewesen sein. Über eine 1700 Meter langen Röhre sollen Moldefjord und Vanylvsfjord verbunden werden. Der Tunnel soll vom Boden bis zum Dach 50 Meter hoch sein. Gefüllt mit Wasser, blieben noch etwas 33 Meter Höhe übrig. Die Tunnelbreite beträgt 36 Meter. Gedacht ist die Verbindung vor allem für die lokale Fischerei und Küstenschifffahrt. Theoretisch passen aber auch die Schiffe von Hurtigruten und Havila durch den Tunnel.

Projekt galt als sinnvoll, aber zu teuer

Schiffstunnel Karte

Verlauf der Schiffahrtswege mit und ohne Tunnel. Quelle: Kystverket/appex

Das Projekt hatte in der Region viele Fürsprecher. Doch die Umsetzung des  verzögerte sich immer wieder aufgrund der hohen Kosten. Nach letztem Stand werden es 3,45 Milliarden norwegische Kronen, umgerechnet zurzeit 323 Millionen Euro. Die Durchführung des Projektes war eine der Bedingungen von Fremskrittspartiet (FrP) zum Staatshaushalt von Erna Solbergs Minderheitsregierung. Darüber wurde man sich einig, und somit dürfte auch die politische Mehrheit für den Parlamentsbeschluss stehen, der noch fehlt.

Jubel in der Region

Diese Nachricht wurde an der Westküste mit großer Begeisterung aufgenommen, wie NRK berichtet. Unter anderem sprach der Sender mit einem 81-jährigen ehemaligen Rettungskreuzerkapitän, der 30 Jahre lang von Måløy aus in dem Gebiet im Einsatz war. Er sah Schiffe untergehen, und nicht alle Menschen konnten gerettet werden. Nun hofft er, die Fertigstellung noch zu erleben. Laut Kystverket wird der Bau drei bis vier Jahre dauern. Möglicherweise  könne schon 2021 damit begonnen werden. Es wäre weltweit zwar nicht der längste, aber der größte Schiffstunnel.

Die großen Schiffe, die entlang der Küste fahren, dürften den Tunnel allerdings nicht nutzen. Hurtigruten erteilte dem vor zwei Jahren eine Absage – für die Reederei stellte das Manövrieren in den engen, flachen Fjorden und die Tunnelpassage mit vielen Passagieren an Bord das größere Risiko dar.

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